Das Sachverständigengutachten in Kostenträgerkonflikten bei Krankenhausbehandlungen
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Unter anderem in gerichtlichen Auseinandersetzungen um die Kostenübernahme
von Krankenhausbehandlungsleistungen zwischen Kostenträgern und Leistungserbringern
werden von Sozialgerichten als Auftraggeber medizinische Sachverständige
beauftragt.
Das Spannungsfeld zwischen den allgemeinen Anforderungen an Sachverständige
vor Gericht (s.u.), der medizinischen Fachkompetenz der Sachverständigen und deren
Erfahrungen als Sachverständige in anderen sozialmedizinischen Kontexten, der
Besonderheit vergütungsrelevanter Fragestellungen, aber auch der ggf. bestehenden
Rollenkonflikte eines (chefärztlich tätigen) Sachverständigen stellen besondere
Anforderungen an den Sachverständigen.
Da von den in Betracht kommenden Beweismitteln nach dem SGG (Sachverständige,
Augenschein, Urkunden, Zeugen und die informelle Befragung der Beteiligten) der
gerichtliche Sachverständigenbeweis eine regelmäßig besondere Überzeugungskraft
hat, ist die Etablierung von Qualitätsstandards für Sachverständigengutachten
in Kostenträgerkonflikten von besonderer Bedeutung.
Auch in Kostenträgerkonflikten verletzen fachlich unzureichende oder nachlässig
ausgeführte Gutachten standesrechtliche und gesetzliche Pflichten (Berufsordnung
der Ärztekammer, Strafgesetzbuch, Zivilprozessordnung), sind in Kostenträgerkonflikten
angreifbar, führen ggf. zu Schadensersatzforderungen an den Sachverständigen
und schwächen das Gebiet der Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie.
Die nachfolgenden Ausführungen dienen dazu, Qualitätskriterien für Sachverständigengutachten
in der besonderen Konstellation von Konflikten zwischen Kostenträgern
und Leistungserbringern fachspezifisch im Gebiet der Psychosomatischen
Medizin und Psychotherapie zu entwickeln und zu formulieren. Diese Qualitätskriterien
beziehen sich insbesondere auf den formalen und vollständigen Aufbau eines
Gutachtens. Sie sollen Anregungen zum Prozess des Strukturierens, Reflektierens,
Bewertens und Dokumentierens durch den Sachverständigen geben.
Die Autoren möchten mit diesem Arbeitsheft anregen, das eigene Handeln als Sachverständiger
zu überprüfen und zu reflektieren. Basierend auf den Diskussionen im
Arbeitskreis der sachverständig Tätigen, vorliegender Literatur und auf eigenen Erfahrungen
wird eine Struktur vorgeschlagen, wie ein Gutachten in Kostenträgerkonflikten
formal und inhaltlich aufgebaut werden kann. Die folgenden Ausführungen
sollen potentielle Gutachter ermutigen, Sachverständigengutachten zu erstellen
und damit dem Mangel an Sachverständigen im Fachgebiet der Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie, der sowohl von Richtern als auch von Psychosomatischen
Kliniken und Abteilungen in der Vergangenheit immer wieder benannt wurde,
entgegen wirken.
Nach einführenden und erläuternden Vorbemerkungen wird eine kommentierte
„Mustergutachten- Struktur“ vorgestellt, die zur direkten Benutzung oder Weiterentwicklung
für den persönlichen Gebrauch dienen kann.
Im Sinne eines kontinuierlichen (Weiter-) Entwicklungs-, Qualitätssicherungs- und
Qualitätsverbesserungsprozesses sollen die hier dargestellten Vorschläge in interkollegialen
Diskussionen geschärft, präzisiert und zur Verfügung gestellt werden.
Die hier aufgeführte Struktur und die erläuternden Anmerkungen sollen nicht nur
einen formalen Standard vorschlagen, sondern die Reflexionsprozesse des Sachverständigen
durch Vorstrukturierung und Anregung erleichtern. Es soll ausdrücklich
kein formaler Standard implementiert, sondern ein Rahmen für die kritische Reflexion
und die Entwicklung der individuellen Gutachtenerstellung zur Verfügung
gestellt werden.