... der ganz alltägliche Missbrauch
Aus der Arbeit mit Opfern, Tätern und Eltern
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Aus dem Vorwort: „Das Thema „sexueller Missbrauch“ hat eine Außenseite und eine Innenseite. Die Außenseite lässt sich mit Zahlen, Definitionen und Symptomen beschreiben: Wie häufig kommt ein Missbrauch vor? Werden mehr Mädchen als Jungen missbraucht? Welche Wahrscheinlichkeit besteht für ein Opfer, erneut missbraucht zu werden? Wie viele Kinder fallen dem durchschnittlichen Missbraucher zum Opfer? Wie viel Prozent der Mütter von Betroffenen wissen, dass ihr Partner ihr Kind missbraucht? Welche Verhaltensauffälligkeiten zeigen Kinder in einer Missbrauchssituation? – Auf Fragen dieser Art gehen wir hier nicht ein. Es gibt sehr viele lesenswerte und instruktive Bücher, die sich mit ihnen beschäftigen. Solche Aspekte der Außenseite können mit einem Sprechen über dieses Thema behandelt werden.Unser Anliegen ist es dagegen, den Missbrauch von der Erlebniswelt, von der Innenseite her zu beschreiben. Was erlebt das Opfer, der Missbraucher, das Umfeld? Und: Was erleben wir alle, die Öffentlichkeit und die Fachwelt, an dem Thema „sexueller Missbrauch“? Wie können wir es verstehen, wie können wir uns zu ihm verhalten? Genauer: Wie wollen wir zu ihm stehen? Die Betrachtung der Innenseite kann sich nicht mit einem Sprechen über dieses Thema begnügen.Dieser Ansatz vom Erlebnis her führt uns zu der Auffassung, dass sexueller Missbrauch kein isolierbares, scharf und präzise umschreibbares Ereignis ist, sondern – ungemütlicherweise – sich nahtlos einfügt in den ganz alltäglichen Umgang mit Überlegenheit und Macht den Kindern gegenüber. Es gibt eine Grauzone um den Missbrauch, die das Beschreiben mit Zahlen, Definitionen und Symptomen als unzureichend erweist. Sexueller Missbrauch ist nicht nur sexueller Missbrauch. Ist daraus auch noch keine bündige Erklärung für den Missbrauch zu erwarten, so wollen wir doch mit diesem Ansatz einen Aspekt des Themas herausarbeiten, der in der bisherigen Debatte vernachlässigt wurde, aber zum Verständnis des Missbrauchs als gesellschaftliches Phänomen beitragen kann.Wir schreiben wir über das, was wir in der praktischen Arbeit mit den Opfern, den Missbrauchern, den Müttern, dem Umfeld und in der allgemeinen Erziehungsberatung erleben und was wir daraus ableiten. Wir beschreiben, was wir auf diesem Feld in den letzten Jahren erlebt haben. Deshalb sind einzelne Passagen auch durchaus persönlich gehalten. Es handelt sich insofern um einen Werkstattbericht, von dem keine Rezepte zu erwarten sind. In erster Linie geht dieses Buch aus unserer gemeinsamen Arbeit und unserer Zusammenarbeit in diesem Bereich hervor. Und wenn wir uns die Niederschrift der Kapitel auch untereinander aufgeteilt haben, so wurde es insofern doch durchgängig gemeinsam geschrieben.Wie alle Texte über sexuellen Missbrauch, so ist auch dieser ungemütlich zu lesen. Wir gehen davon aus, dass er darüber hinaus streckenweise auch anstrengend ist, denn auf wohl keinem anderen Feld menschlichen Erlebens ist es derart mühselig, die Wirklichkeit dingfest zu machen. Der Leser wird sich beteiligt sehen an einer Spurensuche im Nebel.“ – Mathias Wais Ingrid Galléweiterlesen
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