100 Jahre gemeinsames Lernen
Gemeinsam Lernen 2/2019
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„Runde“ Zahlen kommen daher wie eine Zäsur. Zahlen finden Sie in vielen Artikeln des Themenschwerpunkts „100 Jahre gemeinsames Lernen“. Man sieht die langen Zeiträume und fragt nach der Entwicklung dahinter.
Horst Bartnitzky zitiert in seiner „Kleinen Geschichte des gemeinsamen Lernens“ diese Aussage: „Auf einer für alle gemeinsamen Grundschule baut sich das mittlere und höhere Schulwesen auf“. So steht es 1919 als Festlegung in Art. 146 Abs. 1 der Weimarer Verfassung. Abstriche davon folgten 1920. 100 Jahre später sind wir nicht viel weiter:
Übriggeblieben ist die im Regelfall vierjährige Grundschule. Als in Hamburg 2010 der Versuch unternommen wurde, die Grundschule auf sechs Jahre auszuweiten, gab es eine Bürgerinitiative, die dieses Ansinnen zurückweisen konnte. Sie war gegen die Verkürzung der Gymnasialzeit. Sie war mit dem irreführenden Slogan aufgetreten: „Wir wollen lernen“ – als ob sich die sechsjährige Grundschule gegen Lernen gerichtet hätte. Die Mitteilung dahinter war: Jedes Jahr ohne Gymnasium ist ein verlorenes Jahr. Einig sind sich heute die einschlägigen Verbände wie der Grundschulverband und der Gesamtschulverband: Das gegliederte deutsche Schulsystem versage bei der Aufgabe, alle Kinder und Jugendlichen optimal zu fördern.
Hans Brügelmann beschäftigt sich mit der runden Zahl bei der Einführung der Inklusion. Deutschland hat die UN-Menschenrechtskonvention in Bundestag und Bundesrat einstimmig verabschiedet. Sein Fazit: Die Idee ist ohne Zweifel richtig, die Umsetzung holpert. Viele Schulen und Lehrkräfte vermissen eine ausreichende Unterstützung. Vor allem fehlt – neben Geld – eine personelle Absicherung. Zu wenige Lehrkräfte, sozialpädagogische Unterstützung häufig nur stundenweise. Häufig fehlen Schulbegleiter*innen zur täglichen Unterstützung von Schüler*innen, die eine besondere Betreuung benötigen.
Bei der Anzahl der Gesamtschulen sieht es ebenfalls bescheiden aus. Die Autorin schreibt, dass bundesweit nur jeder sechste Achtklässler eine Schule des gemeinsamen Lernens besucht. Und sie weist darauf hin, dass die Gesamtschulentwicklung dazu geführt hat, die Hauptschule als Auslaufmodell mit einem Schüler*innen-Anteil von 10 % zu betrachten.
Ein Blick über den Tellerrand nach Finnland: Dort wird alle zehn Jahre über eine umfassende Überarbeitung des nationalen Curriculums nachgedacht. Der Beitrag zeigt, wie sich die aktuellen Entwicklungen auf curricularer Ebene widerspiegeln – und wie sich dies auf die pädagogische Arbeit an den Schulen auswirkt.weiterlesen
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