130 Jahre VDE-Bezirksverein Leipzig/Halle e. V
Die Entstehung und das Wirken der elektrotechnischen Vereine in Leipzig und Halle a. d. Saale
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Zum Geleit
„130 Jahre Elektrotechnische Vereine in Leipzig“
Nachdem 1879 der erste deutsche "Elektrotechnische Verein" in Berlin gegründet wurde und zwei Jahre später der zweite in Frankfurt, hoben Leipziger im Jahr 1891 den dritten Verein aus der Taufe. In dieser Zeit hatte die Anwendung der Elektrizität - insbesondere durch das elektrische Licht - den Siegeszug angetreten. 1891 waren in Leipzig bereits über 30.000 Glühlampen und fast 2000 Bogenlampen in Betrieb, versorgt von 140 Erzeugungsanlagen und errichtet von Unternehmen, die schon um 1870 in Leipzig und in der Elektrotechnik Fuß fassten.
Beim Stadtnachbarn Halle/Saale, auch Wirkungskreis des VDE-Bezirksvereins Leipzig/Halle, baute die AEG 1891 das erste elektrische Straßenbahnnetz in Deutschland auf.
Ende des 19. Jahrhunderts war Leipzig eine wirtschaftliche Metropole Sachsens. So ist es nicht verwunderlich, dass von Vertretern aus Industrie, Gewerbe und Handel der „Elektrotechnische Verein Leipzig“ (ETVL) im Juli 1891 gegründet wurde. Eine regionale Besonderheit ist jedoch, dass ein Jahr später in Leipzig ein weiterer Verein gegründet wurde. 1892 wurde die „Elektrotechnische Gesellschaft zu Leipzig“ (EGzL) gegründet, wobei maßgebliche Akteure ehemalige Gründungsmitglieder des ETVL waren. Die EGzL orientierte sich stärker auf die wissenschaftlichen Aspekte und Bildung, während der ETVL die praktischen und wirtschaftlichen
Fragen in den Vordergrund stellte.
Unterdessen verbreitete sich der „Bacillus electricus“ in einem unglaublichen Tempo und Ausmaß. So dass, angeregt durch Industrie und Handwerk, 1903 mit der „Elektrotechnischen Messe-Ausstellung“ die Bühne der Leipziger Messe genutzt wurde, um die Fortschritte der elektrotechnischen Entwicklung sichtbar zu machen. 1910 organisierte der ETVL als erster in
Deutschland eine Ausstellung mit der Orientierung auf die Anwendung der Elektrizität im Haushalt. Die Ausstellung hat in der Bevölkerung eine so große Resonanz gefunden, dass zeitweise die Eingänge geschlossen werden mussten. Diese Vorreiterrolle und der Erfolg haben sicher auch dazu beigetragen, dass die beide Leipziger Vereine endlich auch zusammenfanden, denn die technischen Herausforderungen dieser Zeit verlangte das Bündeln aller Kräfte. 1910 ging die „Elektrotechnische Vereinigung zu Leipzig“ (EVL) aus beiden gleich mitgliederstarken Vereinen hervor - damals etwas über 300 Mitglieder. Dies gab einen weiteren starken Impuls
Größeres zu leisten - den Ausstellungsumfang wesentlich zu erweitern. Beste Gelegenheit dazu war die 20. Hauptversammlung des VDE, die im Juni 1912 in Leipzig stattfand und in deren Begleitung die "Elektrotechnische Ausstellung 1912 in Leipzig für Haus, Gewerbe und Landwirtschaft" stattfand.
1921 wurde auch in der Nachbarstadt Halle/Saale die „Elektrotechnische Gesellschaft zu Halle a. d. Saale“ gegründet.
Der VDE hatte am 11. Juni 1933 die sogenannte "Gleichschaltung" der Vereine beschlossen. Im April 1935 war dieser nicht unumstrittene Prozess (30% Austritte) abgeschlossen. Der letzte Eintrag in den Vereinsregistern war ein Löschvermerk vom Dezember 1948, der wegen der staatlich angeordneten Löschung sämtlicher Vereine erfolgte.
In der ehemaligen DDR wurde die Tradition eines rein elektrotechnisch orientierten Verbandes nicht fortgeführt. Es gab die durch Staatsgewerkschaft FDGB im Jahre 1946 in der Sowjetischen Besatzungszone gegründete und durch Beauftragte der SED geleitete Kammer der Technik (KDT). Deren primäre Aufgabe war, bei allen Fragen der Technik aktiv mitzuwirken, angefangen bei den Normen, der Aus- und Weiterbildung, der Verbreitung wissenschaftlicher und praktischer Erkenntnisse und der internationalen Zusammenarbeit mit Ingenieurverbänden. Es gab einen eigenen Verlag, die größte wissenschaftlich-technische Bibliothek der DDR und der KDT war Herausgeber von 26 Fachzeitschriften.
Am 18. Juli 1990 wurde der VDE nach fast 50 Jahren Unterbrechung in der Region Leipzig-Halle wieder zum Leben erweckt. Die Resonanz auf die Neugründungsinitiative war groß und bereits nach einem Jahr hatte der VDE Leipzig/Halle 500 Mitglieder. Der Verein wagt damals den Spagat über Ländergrenzen hinweg, gerichtet auf die Region Mitteldeutschland, einem Territorium mit großer technischer Historie, engen wirtschaftlichen Beziehungen und erhoffter blühender Zukunft. Ein besonderer Höhepunkt war der VDE-Kongress 2010 in Leipzig, bei dem der VDE Leipzig/Halle in die Vorbereitung und Durchführung mit eingebunden war. Mit diesem Kongress hat für den Verein in gewissem Sinne der historische Bogen, der mit der 2. VDE-Hauptversammlung 1894 in Leipzig gespannt wurde, eine Fortsetzung gefunden.
Dies ist natürlich nur eine grobe Zusammenfassung dessen, was in dem vorliegenden Buch „130 Jahre VDE-Bezirksverein Leipzig/Halle e.V.“ mit unzähligen Fakten, Übersichten, Grafiken und Fotos bis ins Detail recherchiert und erlebbar gemacht wurde. Der Autor Dr. Jens Jannasch, beschäftigte sich bereits früh im Rahmen seiner studentischen Arbeit mit der elektrotechnischen Historie im Raum Leipzig/Halle. Bis heute blieb er dem Thema intensiv verbunden. In jahrelanger Kleinarbeit spürte er unzählige Quellen auf und formulierte ein geschlossenes, feingliedriges Abbild der Historie der genannten Vereine und Gesellschaften. Pünktlich zum 130. Jubiläum ist diese große Arbeit endlich vollbracht.
Dr. Jens Jannasch studierte von 1982 bis 1986 an der Technischen Hochschule Leipzig, Sektion Elektroenergieanlagen, war von 1986 bis 1990 dort im Lehrstuhl für Elektrische Anlagentechnik als wissenschaftlicher Mitarbeiter beschäftigt und anschließend bis 2021 bei der Siemens AG in Leipzig, Frankfurt und Erlangen in verschiedenen Funktionen im Produktvertrieb sowie im Kraftwerksbereich tätig.
Seit April 2021 ist Dr. Jens Jannasch Obmann des Arbeitskreises „Geschichte der Elektrotechnik“ und übernimmt die Leitung der zugehörigen „Elektrotechnischen Sammlung“ des VDE-BV Leipzig/Halle e. V.
Im Namen des Vorstandes des VDE Leipzig/Halle und seiner Mitglieder danken wir Herrn Dr. Jens Jannasch für diese hervorragende Arbeit zur Historie unseres Vereines und deren Vorgänger. Wir wünschen ihm viele Leser und für die geplanten Fortsetzungen der Arbeit zur Entwicklung der technischen Bildung in Leipzig sowie zur Historie elektrotechnischer Unternehmen der Region und deren Produkte, weiterhin viel Tatkraft, Ausdauer und Erfolg.
Dr. Paul Zembrod
Vorsitzender VDE Bezirksverein Leipzig/Halle e. V.weiterlesen
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