Die gebürtige deutsche Textildesignerin begann Ende 2019 mit einer Aquarellserie, die sie auf ein Jahr anlegte. Pro Tag fertigte sie im Sinne einer Abwechslung in derselben Farbpalette ein Porträt auf das DIN-A5-Format. Bedingung war, kein Bild neu zu beginnen, Fehler zuzulassen, kein Bild zu eliminieren. Diese Stilübung mit frontalem Gesicht erforderte, neben der professionellen Arbeit in ihrem angestammten Fachbereich, einiges an Disziplin. Weil das Jahr 2020 ein Schaltjahr war und sie die Serie ein Jahr später an selben Tag beendete, resultierten 367 Porträts, deren fotografische Vorlagen aus der vielfältigen Presselandschaft von Tageszeitungen und Magazinen stammten und bekannte, unbekannte und auch fiktionale Personen umfasste. Wichtig war der Künstlerin, die Person in einer neutralen Stimmungslage charakteristisch zu erfassen und so jede Leidenschaft zu eliminieren. Entstanden ist eine Art globales Panoptikum einer durchaus selbstzufriedenen Erwachsenengeneration zwischen 20 und 50. Die Publikation umfasst alle Zeichnungen im de facto faksimilierten Originalformat und in der Reihenfolge ihrer Entstehung. Es wird sichtbar, dass die Technik des Aquarells einen gewissen nivellierenden Charakter bezüglich des Alters der abgebildeten Personen erzeugt. Die Reihung im Buch mit einer linken leeren, resp. bloss mit dem Entstehungsdatum beschrifteten Seite gibt zudem jedem Gesicht die notwendige Eigenständigkeit; erst durch das Buch wird das Porträt einer zwischen femininen, androgyn und maskulin oszillierenden Gesellschaft sichtbar.weiterlesen