Absolution und Neubeginn
Katholische Kirche und Vergangenheitsbewältigung in der Kölner Kirchenprovinz
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Rademachers, Andreas: Absolution und Neubeginn. Katholische Kirche und Vergangenheitsbewältigung in der Kölner Kirchenprovinz, Göttingen 2017.
Nach der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht und der Regierungsübernahme der Alliierten im Frühsommer 1945 füllte die Katholische Kirche in Westdeutschland ein soziales Machtvakuum und agierte als Sprachrohr der Bevölkerung. Vor allem die alliierten Maßnahmen der Vergangenheitsbewältigung (Entnazifizierung, Kriegsverbrecherprozesse und Kriegsgefangenschaft) waren dabei sensible Themen, die von der Kirche als nicht zielführend oder in ihrer Durchführung mangelhaft kritisiert wurden.
Dabei ließ sie keine Gelegenheit aus, sich als Bewahrerin des guten und unbelasteten Deutschlands zu präsentieren. Sie konnte nachweisen, dass sie nicht nur die Ideologie des Nationalsozialismus abgelehnt, sondern in ihren eigenen Reihen zahlreiche Opfer zu beklagen hatte, die aufgrund ihres Glaubens und des Beharrens auf die freie Religionsausübung eine Angriffsfläche für nationalsozialistische Agitation geboten hatten.
Sowohl von den Alliierten als auch der Bevölkerung, vor allem der deutschen Politik, wurde dies wahrgenommen und akzeptiert. Ihr wurde der eigene Gestaltungsanspruch der deutschen Nachkriegsgesellschaft nicht nur zugestanden, sondern sie wurde geradezu ermutigt. Nachdem sich die Protestanten in zwei Lager gespalten hatten, war die katholische Kirche die einzige Massenorganisation, die, zwar unter verschiedenen politischen Gegebenheiten, seit vielen Jahrhunderten das soziale Leben mitgestaltete und durch keinerlei politische Macht in ihrem Selbstverständnis und ihrer Tätigkeit für das Volk korrumpiert war. Dass katholische Pfarrer als Auskunftspersonen für die örtlichen Militärregierungen genutzt wurden und die Meinung der Bischöfe regelmäßig zu den deutschen Fragen aktiv gesucht wurde, unterstreicht die Wichtigkeit des Episkopats und seines Klerus.
Der prominenteste Vertreter des katholischen Deutschlands war dabei der Vorsitzende der Fuldaer Bischofskonferenz, Joseph Frings, im Frühjahr 1946 zum Kardinal erhoben. Er war ein durchsetzungsstarker Kirchenmann, der sich selbst gar als Ersatz-Politiker sah und sich erst zu einem Zeitpunkt eine Beschränkung des Gestaltungsanspruchs auferlegte, als eine deutsche Zentralregierung im Amt war. Der Kölner Erzbischof wusste die wichtige Mittlerrolle zwischen neuen Machthabern und den Deutschen auszufüllen und nahm dabei wenig Rücksicht auf manchmal angebrachte Zurückhaltung.
Dabei bewerte sie die Maßnahmen der Vergangenheitsbewältigung sehr unterschiedlich. Während der Hauptkriegsverbrecherprozess in Nürnberg noch als notwendig betrachtet wurde, lehnte die Kirche Todesstrafen aus theologisch-dogmatischen Gründen ab. Als roter Faden zog sich durch alles Engagement, dass die Deutschen am besten selbst mit Nationalsozialisten fertig würden, da man abseits von Formalitäten am besten wisse, wer überzeugter Täter und Nutznießer des Regimes war.
Mit welchem Mitteln sie gegen die alliierte Vergangenheitsbewältigung versuchte vorzugehen, welche Wechselwirkungen mit den Militärregierungen vorhanden waren, wie sie den Vatikan und die Weltkirche nutze und doch selbst das erste öffentliche Schuldbekenntnis der Deutschen abgab, beschreibt Rademachers in „Absolution und Neubeginn“.weiterlesen
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