Die vorliegende Auswahl umfasst Gedichte aus über fünfzig Lebensjahren des Autors. Daraus resultieren breitgefächerte Inhalte und Formen der ausgewählten Gedichte - neben Lyrik über Politik, Umwelt und Umfeld, Hoffnung und Tod auch einige Dichtungen aus DDR-Zeiten, die damals einzig für die Schublade geschrieben wurden. Themen des Gedichtbandes sind das Oderland, die Stadt Frankfurt (Oder) und der Strom selbst. Der Oder als Ost-Rand Deutschlands ist immer noch der Begriff Grenze anhängig; einer belasteten Grenze, die bei nicht wenigen Menschen auch ungute Assoziationen auslöst. Tiefer gehend jedoch nimmt die Eigenart der Oder als einer der stattlichsten Ströme Mitteleuropas jeden Gutwilligen in ihren Bann, wird Ort von Sinnsuche vieler Menschen und deshalb auch der Born der vorliegenden Gedichte. Wenn das Wasser des Stromes steigt und sinkt, zufriert und taut, wild und ruhig, klar und trübe fließt, ist die Verschmelzung von Gegenwart und Ewigkeit fühlbar. Die Gedichte spiegeln das Licht der Auenwälder, die Gestalten abgestorbener Baumriesen auf den Uferwiesen, das friedvolle Grasen der Kühe, die Nebel des Flusstales und die raunenden Geschichten der Uferstädte gereimt oder frei, als Jamben, als Sonette wider. Sie vermitteln in unserer Gegenwart, was andere, weit bekanntere Dichter über Jahrhunderte hin ebenfalls und jeweils zeitgemäß für ihre Leser taten. Auch das 3. Jahrtausend ringt um Poesie. Der Fluss der Phantasie endet nicht. Warum lebenslange Adoleszenz? Es ist schon angedeutet: dies sind Gedichte wie von unterschiedlicher Hand, nicht geschlossen, in ihrer Gesamtheit kein Ganzes, sprunghaft in Sujet und Zusammenstellung. Adoleszent ist das Unfertige als beinahe unvermeidliches Resultat der Umbrüche in der Lebenszeit des Autors. Immer wieder geschah Verteuflung des Seienden und Verklärung des Künftigen. So werden Befindlichkeiten und Eigenarten des Zeitgeistes angesprochen, die stellvertretend für viele der im Kriege geborenen Menschen zutreffen.weiterlesen