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Afrikanisches Alter Ego und europäischer Egoismus

Eine komparative Studie zur Selbst- und Fremdenperzeption im Wilhelminischen Deutschland und Spätviktorianischen Großbritannien (1884-1914). Ausgewählte Aspekte zur Wahrnehmungskultur des 'wilden schwarzen Anderen' sowie deren Konsequenzen für die indigene Bevölkerung der britischen und deutschen Kolonien im südlichen Afrika

Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)

Diese vergleichende Analyse leistet einen kulturhistorischen Beitrag zur Erforschung von Rassismus, Sozialdarwinismus und Fremdenfeindlichkeit in Europa. In der Ära moderner Kolonialexpansion geriet insbesondere Afrika und dessen indigene Bevölkerung ins Fadenkreuz imperialistischer Aufmerksamkeit und eines forcierten territorialen Dominationswillens. Im Zentrum der Untersuchung stehen daher Initialisierung, Konstruktion und Methoden der räsonierenden Verbreitung antiafrikanischer Imagologien an der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert. Kritisch abwägend interpretiert der Autor Entwicklungslinien, nationalpsychologische Impulskräfte und zweckrationalistische Antriebsfaktoren, die für die Streuung xenophober Denkstereotypen und biologistischer Aversionen im kollektiven Bewusstsein von Briten und Deutschen eine Mitverantwortung tragen. In diesem Kontext wird aufgezeigt, wie das Verheißungspotential transozeanischer Vorstellungswelten, die alternierenden Projektlayouts des 'kolonialen Gedankens', kommerzielle Enthusiasmen, Gewaltherrschaftsfantasien und die übergreifende Integration des Exotischen in diversen Gesellschaftsmilieus eine ideologische Gussmatrize bildeten. An dieser formten sich in analoger Weise neue und gestrige, ultranationale als auch imperiale Identitätskonzepte der o.g. Industriestaaten aus. Es wird deutlich, dass nicht nur in Großbritannien, sondern auch im Kaiserreich die diskursive Beschäftigung mit dem 'wilden schwarzen Anderen' die Stoßrichtung politischer Leitmotive und weltanschaulicher Fixpunkte der Epoche massiv beeinflusst hat. Ein detailliertes Hinterfragen der westlichen Auseinandersetzung mit der Figur des nativen Afrikaners lässt ferner Aussagen darüber zu, inwieweit koloniale Wahrnehmungsmuster in der jüngeren Kultur- und Ideengeschichte beider Referenzgesellschaften verhaftet waren. So stiftete die Konfrontation des Europäers mit seinem afrikanischen Alter Ego in mancher Hinsicht den systematischen Konnex zwischen vielgestaltigen Vorurteilen, Intoleranz, völkischen Fanatismen, Suppressions- und Diskriminierungstendenzen. Fünf Themenfelder markieren den Brennpunkt der vorliegenden Publikation: Die diplomatischen Konfliktmechanismen des deutschenglischen Antagonismus’, die Selbst- und Fremdenperzeption der 'zivilisierten Kolonisatoren' in Öffentlichkeit und Alltagsleben (am Beispiel von Vereinswesen, Schule und Werbung) sowie ausgewählte Resonanzen bzw. Konsequenzen der Fremdendiffamierung in den afrikanischen Machtsphären der Europäer. Die Arbeit deckt auf, wie für die Akteure einer 'weißen Herrenkultur' die dialektische Verhandlung rassistischer Feindbilder auch zum symbolischen 'Blick in den düsteren Spiegel' bedrohlicher Zukunftsahnungen und sozialökonomischer Dissonanzen zum Fin de Siècle avancierte. Das primäre Augenmerk der Studie ist auf die bedeutendsten britischen und kaiserlichen Beherrschungsräume des 'Dunklen Kontinents' gerichtet: Deutsch-Südwestafrika und die Kapkolonie.weiterlesen

Sprache(n): Deutsch

ISBN: 978-3-938863-75-6 / 978-3938863756 / 9783938863756

Verlag: TUDpress

Erscheinungsdatum: 30.11.2006

Seiten: 494

Auflage: 1

Autor(en): Daniel K Trepsdorf

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