Albert Mangelsdorff galt seit den 1950er Jahren als die überragende Persönlichkeit des deutschen Jazz. Er war ein Musiker, der stil- und genreübergreifend Anerkennung fand und an Projekten beteiligt war, die zwischen Tradition, Avantgarde und Rock/Pop wechselten. Man achtete ihn international als einen Künstler mit einem ausgewiesen eigenständigen Stil, als einen Virtuosen auf der Posaune, als einen bedeutenden Komponisten und als einen Wegbereiter des Jazz in Deutschland. Für die Autoren dieses Bandes ist Mangelsdorff Ideengeber für Beiträge, in denen es um Albert Mangelsdorff geht, um die Geschichte des Jazz in Deutschland, um Instrumentaltechnik, um Free Jazz, die Frankfurter Szene, um vokale Expressivität im Jazz, soziale Ordnung im Free-Jazz-Kontext, ein erwachendes politisches Bewusstsein bei Musikern der 1960er Jahre oder das neue ästhetische Selbstbewusstsein europäischer Jazzmusiker heute.
Der Band enthält die Referate des 11. Darmstädter Jazzforums vom Oktober 2009. Er beleuchtet Facetten im Schaffen des Posaunisten, schaut auf musikalische und ästhetische Parallelentwicklungen, aber auch auf jüngste Entwicklungen im deutschen Jazz. Der rote
Faden ist dabei letztlich die musikalische Offenheit, die Albert Mangelsdorff vorgelebt hat.
Beiträge:
Wolfgang Sandner: Ein Prototyp und Sonderfall: Albert Mangelsdorff, Jazzmusiker in Deutschland
Rüdiger Ritter: Jazz-Musiker als „Gründungsväter" für nationale Jazzszenen? Krzysztof Komeda und der polnische Jazz
René Grohnert: Bilder zur Musik. Jazzplakate (von Günther Kieser und Niklaus Troxler) zwischen Ankündigung und Erinnerung
Wolfram Knauer: Es sungen drei Engel. Zum Umgang von Jazzmusikern mit deutscher Musiktradition
Martin Pfleiderer: Singin' the Blues. Vokale Expressivität im instrumentalen Jazz
Kai Stefan Lothwesen: Emanzipation, Jazz-Dissidenten und Paradigmenwechsel. Anmerkungen zur Diversität des europäischen Jazz
Harald Kisiedu: „European Freedom". Zum Verhältnis von Musik und Politik bei Peter Brötzmann
William Bares: Play Your Own Thing „Our" Thing: „Young German Jazz" und die deutsche Jazzidentität
Silvana K. Figueroa-Dreher: Was kann die Soziologie vom Free Jazz lernen?
Harald Justin: Jenseits des Skandals. Albert Mangelsdorff: Autobiographisches Erzählen im Kontext (und mögliche Paradigmenwechsel im deutschen Jazz)
Michael Rieth: Goethe und der Blues, Kropotkin und die Krone, Albert und die Anarchie
Jürgen Schwab: „50 Jahre institutionalisierte Subkultur". Das hr-Jazzensemble, eine Bestandsaufnahme
Michael Rüsenberg: „Ein musikalisches Zwiegespräch zwischen dem weltberühmten Posaunisten und dem unbekannten Wal". Anmerkungen zu Albert Mangelsdorffweiterlesen