Alfred Kittner wurde am 24.November 1906 in Czernowitz geboren und sein Lebensweg ist stellvertretend für den einer ganzen Dichtergeneration, die die historischen Umbrüche seit Beginn des Ersten Weltkrieges erlebt hat. Was Alfred Kittner jedoch auszeichnet, ist die Tatsache, dass sich sein literarisches Werk parallel zu den politischen Ereignissen entwickelte, sowohl in der Bukowina, als auch nach seinem Umzug nach Rumänien.
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Die Katastrophe, die das Schicksal der Bukowina mit der quasi freiwilligen Umsiedlung der deutschen Bevölkerung „heim ins Reich” in den Jahren 1940-1941, danach mit der Deportation der jüdischen Bevölkerung nach Transnistrien und mit ihrer Vernichtung nach 1941, schließlich mit der Annexion der Nordbukowina an die Sowjetunion besiegelt hat, hat das Schaffen einer Dichtergeneration geprägt, die sich nur in der Nachkriegs-Diaspora manifestieren konnte.
Alfred Kittner hat sehr schnell ihr Kennzeichen als „europäischesˮ Symptom eines zivilisatorischen Versagens erkannt und sich vorgenommen, ihre Vor-und Nachgeschichte in ihrer sprachlichen, literarischen und kulturellen Dimension durch eine in Deutschland erschienene und von der amerikanischen Germanistin Amy Collin zu Ende geführten Anthologie deutschsprachiger Bukowiner Dichtung, an der er ein halbes Jahrhundert gearbeitet hat, zu dokumentieren.
Diese Arbeit nimmt sich auch vor, Kittners unter Druck gesetzte Existenz im kommunistischen Rumänien zu enthüllen und somit ein Bild über die Gefährdung eines Dichterdaseins in einem diktatorischen Regime zu vermitteln.weiterlesen