Ende Oktober 2012 starteten 53 Pilgerinnen und Pilger aus der Gemeinde Sankt Marien Mönchengladbach-Rheydt zwischen 18 und 80 Jahren zu einer siebentägigen Wallfahrt nach Santiago de Compostela. Von Lissabon aus ging der Weg über Fatima zum „wahren Jakob“, um in Finisterre zu enden. Über diese Pilgerfahrt wurde ein Tagebuch geführt, das nicht nur die Sehenswürdigkeit, sondern vor allem die spirituellen Dimensionen wiedergeben will. Begleitet werden die Texte von Fotografien des Mönchengladbacher Fotografen Carlos Albuquerque. In ihnen verdichten sich die Pilgereindrücke und lassen so den Betrachter an den verschiedenen Stationen der Wallfahrt teilhaben. Hin-Führung Da waren wir dann mal weg! Das große Abenteuer konnte beginnen. Eine bunte Gruppe von 53 Pilgerinnen und Pilgern aus unserer Gemeinde zwischen 18 und 80 Jahren machte sich in aller Herrgottsfrühe noch bei Sternenlicht auf den Weg zum „wahren Jakob“. Pilgertage wollen genutzt sein, denn viele Erfahrungen und Eindrücke wollen gesammelt werden. Alle Wege führen nach Rom, noch mehr scheinbar an das Apostelgrab. Wir wählen den Startpunkt Lissabon, um dann über Fatima nach Santiago de Compostela zu kommen. Natürlich kann man eine solche Strecke nicht zu Fuß in einer Woche bewältigen, doch auch wenn Flugzeug und Bus uns dabei helfen, anstrengend und mühsam bleibt es! Unser „camino“, unser Weg wartet auf uns! Dann bewegen wir uns auf uralten Pilgerpfaden. Schon die Kelten zogen zu archaischen Heiligtümern, zogen zu „Finisterre“, zum „Ende der Welt“. Und da man im Sommer, der Hauptpilgerzeit, besonders gut über sich die Milchstraße sieht, ging man auf Sternenwegen. Zwar präferiert die Wissenschaft die Deutung, dass Compostela von dem lateinischen Wort „compostum“ (Gräberfeld) abgeleitet wird, doch mir leuchtet mehr ein, dass der Name der Stadt sich von „campus stellarum“ oder „campus stellae“ also von Sternenfeld entwickelt hat. So bin ich mir sicher, wie immer man diese Wege bewältigen mag, ob zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit dem Auto oder dem Bus, zuletzt hat man an seinen Füßen Sternenstaub. Kein Pilger geht für sich allein, immer begleiten ihn in seinen Gedanken die Menschen, die er liebt, und diese sind in Gebeten wiederum bei ihm. Und nach jeder Wallfahrt beginnt das große Erzählen, müssen die vielen Eindrücke wieder- und weitergegeben werden. Vielleicht kann diese kleine Publikation etwas davon durch Wort und Bild vermitteln. Es können nur Gedankensplitter und Momentaufnahmen sein, die gleich Sternschnuppen aufblitzen, um eine kurze Himmelsspur zu zeigen. Aber vielleicht genügen schon kleine Lichtpunkte, um sich selber auf die Pilgerspur einzulassen – dann wäre viel erreicht! Pilgern zählt zu den wenigen Verlockungen, denen man unbedingt nachgeben sollte. Der von altersher übliche Pilgergruß auf dem camino lautet: „Suseya y ultreya“! Ein tiefgründiges Wort, denn es ist mehr als ein Zuruf, es ist ein Zuspruch für Leib und Seele, eine Ermutigung in allen Lebenslagen: „Aufwärts und weiter!“ Denn gerade beim Pilgern gerät man, aus welchen Gründen auch immer, an Grenzen, die man meint, nicht mehr überschreiten zu können. Gerade dann zählt der nächste Schritt. Und man darf die Erfahrung machen, dass nur ein Schritt weiter einen aufwärts bringt. © Klaus Hurtzweiterlesen