Kleine Stadt, große Bühne: die Fehden des konservativen und liberalen Heilbronns über die Jahrzehnte wirken modellhaft wie die Rollenverteilung in Heinrich Manns „Untertan“, in dem ein 1848er am aufsteigenden Untertanengeist verzweifelt. Die Klein¬stadt im Roman von Heinrich Mann war exemplarisch wie Heil¬bronn: provinziell und doch aufstrebende Industriestadt, starke Arbeiterschaft, charismatische liberale Persönlichkeiten aus der 1848er Bewegung und autoritären Strömungen, die vielen in der Anpassung Karrieren versprach. Die Geschichte des Romans ist enger mit Heilbronn verbunden, als viele glauben: Als die ersten Kapitel des „Untertan“ anonym in der Zeitschrift „März“ erschienen, wackelte bald der Stuhl des Chefredakteurs Wilhelm Herzog. Man ersetzte ihn durch den braven Heilbronner Theodor Heuss, um das Blatt auf Linie zu bringen. Kurz darauf brach der Erste Weltkrieg aus – Heuss schrieb für den Krieg, Herzog dagegen, doch das war nur der Anfang der Geschichte…weiterlesen