Apologia poetarum
Faksimile der Schwenter-Handschrift, Ms. lat. fol. 335 der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz mit den Illustrationen Peter Vischers des Jüngeren
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Der Codex Ms. lat. fol. 335 der Staatsbibliothek zu Berlin ist im Ensemble seiner Texte, Kommentare und Illustrationen ein kostbares Unicum des deutschen Humanismus, zugleich von einer für die Jahre um 1510 repräsentativen Bedeutung.Die wohl erst im ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts entstandene, wahrscheinlich 1502 begonnene und nach 1506 fortgesetzte Handschrift ist ein Autograph des Nürnberger Humanisten Pangratz Bernhaupt, genannt Schwenter (1481 bis 1555), der in der Literaturgeschichte als Verfasser der „Historia Herculis“ bekannt ist. Die Illustrationen, neunzehn aquarellierte Federzeichnungen, sind in den Jahren 1512 bis 1514 entstanden und stammen bis auf eine von Peter Vischer d. J. (1487 bis 1528), dem Nürnberger Erzgießer, der mit Schwenter befreundet war.Das leitende Thema des Textprogramms ist Verteidigung und Lob der Dichter, ein altes humanistisches Thema, das seit Petrarca, Boccaccio, Coluccio Salutati die Verteidigung der Sache des Humanismus selbst meint. Die Diskussion trat in ihre lebhafteste Phase im letzten Jahrzehnt des 15. und im ersten des 16. Jahrhunderts mit einer anschwellenden Zahl von Apologien und Polemiken humanistischer Wortführer. Die wichtigsten humanistischen Stimmen der Debatte sind hier versammelt – die gewählten Texte konzentrieren sich dabei jeweils auf verschiedene Gesichtspunkte der Dichterapologie, variieren auch in ihren Gattungsformen, bilden ein abgestimmtes thematisches und literarisches Spektrum. Die Kommentare geben ein Beispiel der Aneignung wiedererweckter antiker Mythologie, in Deutschland bis dahin so nicht in Erscheinung getreten. Die Illustratationen teilen, ungeachtet ihrer variablen Textbeziehungen, in ihrem Hauptbestand die leitende Zielsetzung der mythographischen Kommentare und führen sie fort. Vischers Auffassung der mythologischen Sujets ist bewußt antikisierend. Mit dem Phänomen der Nacktheit und der landschaftlichen Amönität stellen die mythologischen Szenen eine zeitlos-naturhafte Welt vor. Im Gestaltungsbereich der wiedergewonnenen Mythologie entwickelt Vischer eine dem Arkadischen verwandte ästhetische Utopie des Ursprünglichen, und als erster in der deutschen Kunst.
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