Arabismus und Apologetik
Motive der Rezeption arabisch-islamischer Philosophie im Vorfeld des lateinischen Averroismus bis zu Albertus Magnus
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Die lateinisch-christliche Rezeption und Assimilation der arabisch-islamischen Philosophie im 12. und 13. Jahrhundert erreichte mit der Aristoteleskommentierung des Albertus Magnus einerseits und mit dem lateinischen Averroismus andererseits ihren Höhepunkt. Diesem Prozess lagen tiefere geschichtliche Notwendigkeiten zugrunde, als die heute geläufigen Bezeichnungen „Renaissance der Wissenschaften“ oder „interkultureller Wissenstransfer“ zum Ausdruck bringen. Die Studie versucht aus geistesgeschichtlicher Perspektive die Hintergründe und Motive des philosophischen Arabismus in Interdependenz mit dem geistigen Klima der Kreuzzugszeit nachzuzeichnen. Im Zentrum der Betrachtung steht der Zusammenhang zwischen philosophisch fundierter Apologetik und Emanzipation der Philosophie als eigenständige Wissenschaft. Der wissenschaftsgeschichtliche Begriff „Arabismus“ ist heute uneindeutig und negativ belastet. Er wurde gewählt, umd die apologetischen Motive der lateinisch-christlichen Rezeption im Kontext kirchenideologischer und philosophisch-theologischer Erwägungen in den Vordergrund zu rücken. Dadurch gewinnt der Begriff an Kontur. Im Fokus der Analyse steht das christlich-lateinische Bild vom arabisch-islamischen Philosophen. Er wurde im 12. und 13. Jahrhundert als aufgeklärter glaubensneutraler Gelehrter gesehen. Dieses Bild trat insbesondere in den interreligiösen Dialogen in Erscheinung. Hier wird zum ersten Mal die Bedeutung der apologetisch motivierten Islambilder für die Konstituierung des lateinischen Averroismus sichtbar. Das Phänomen des Averroismus wird in erster Linie über eine neue bewusstseinsgeschichtliche Interpretation des avrroischen Monopsychismus erschlossen. Ein Schwerpunkt der Untersuchung ist es, die Motive Alberts des Großen für die philosophische Aristotelesrezeption in arabischer Kommentierung vor dem Hintergrund der apologetischen Prämissen des 12. Jahrhunderts herauszuarbeiten. Dazu werden seine beiden Verteidigungsschriften De unitate intellectus und De quindecim problematibus sowie seine psychologischen Schriften De natura et origine animae und De intellectu et intelligibili herangezogen. Hier interessiert besonders Alberts Auseinandersetzung mit Averroes bzw. mit dem aufkommenden Averroismus sowie seiner Assimilation des Traktates Risala fiʹ l-ʻaql (De intellectu et intellecto) von al-Farabi und dessen intellectus-adeptus-Lehre. Die gegenwärtig verbreitete These von Alberts Rolle als Wegbereiter des lateinischen Averroismus wird kritisch hinterfragt. Die Studie ist ein Beitrag zur mittelalterlichen Psychologiegeschichte, verstanden als Selbstfindungsprozess des christlichen Abendlandes.weiterlesen
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