Arbeit und Kapital
Eulenfisch 1_2018
Produktform: Buch / Geheftet
EDITORIAL
200 Jahre nach der Geburt von Karl Marx und Friedrich Wilhelm Raiffeisen und fast auf den Tag zehn Jahre nach der globalen Banken- und Finanzkrise steht die Kritik am Kapitalismus wieder auf der Tagesordnung. Unzählige Buchtitel wie die Welt-Bestseller von Tomáš Sedlácˇek „Die Ökonomie von Gut und Böse“ oder Thomas Pikettys „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ sowie eine große Landesausstellung in Trier zu Karl Marx stehen für das neu erwachte Interesse an einer gerechten Wirtschaftsordnung.
Zu den schärfsten Kapitalismuskritikern zählt Papst Franziskus, der in seiner Enzyklika Evangelii Gaudium von 2013 unser Wirtschaftssystem für einen Papst in bis dahin nicht gekannter Deutlichkeit mit den Worten geißelt: „Diese Wirtschaft tötet.“ Die Gier nach Macht und Besitz kenne keine Grenzen: „In diesem System, das dazu neigt, alles aufzusaugen, um den Nutzen zu steigern, ist alles Schwache wie die Umwelt wehrlos gegenüber den Interessen des vergötterten Marktes.“ Für Franziskus ist die Finanzkrise Symptom einer tiefer liegenden, anthropologischen Krise: „Die Leugnung des Vorrangs des Menschen!“ In einem soeben im Mai veröffentlichten Dokument „Oeconomicae et pecuniariae quaestiones“ legt Rom nach und hält Bankern, Finanzpolitikern und uns Konsumenten den Gewissensspiegel vor. Auch als Konsument oder Anleger könne jeder etwas tun und mit seinen Kaufentscheidungen auf das Gemeinwohl einwirken, damit nicht die „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ (Franziskus) weiter fortschreite.
Mit unserer Jubiläumsausgabe zum 10-jährigen Bestehen des Magazins Eulenfisch wollen wir Impulse zum Umsteuern geben und neue Perspektiven auf den Eigenwert der Arbeit jenseits des ökonomischen Nutzens eröffnen: Wir alle leben jeden Tag vom Kredit des Vertrauens. Treu und Glauben bilden die Grundlage unseres Zusammenlebens. Verliert diese Schattenwährung ihren Wert, ist der gesellschaftliche Zusammenhalt zutiefst gefährdet. Angesichts eines zunehmenden Funktionalismus können Schulen zu „Kreditinstituten des guten Lebens“ werden, in denen Solidarität, Subsidiarität und das Engagement für das Gemeinwohl gelebt werden. Denn: Die Wirtschaft ist für den Menschen da. Nicht umgekehrt.weiterlesen
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