Aspekte einer beginnenden Synthese von Spiritualität und Baukunst
Tagung 2008 in Tenno/Gardasee
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Liebe Leser,
die Vorträge in dem vorliegenden Buch sind 2008 während der Tagung „Die Idee einer Synthese
von Spiritualität und Baukunst“ entstanden. Im Jahre 2007 wurde mit dieser regelmäßig stattfi ndenden
Tagungsreihe begonnen, um Perspektiven spirituell erweiterten und zugleich zeitgemäßen Bauens zu
entwickeln.
Die innenarchitektonische Gestaltung des „Begegnungshauses“ in Tenno wurde von Heinz Grill in
den Jahren 2004 bis 2007 entworfen und nach seinen Anregungen umgesetzt. Seine Erkenntnisse über
seelisch-geistige Zusammenhänge im Leben bildeten dabei den Ausgangspunkt für ganz neue, nach
kosmologischen Aspekten gestaltete Räume.
Die Architektur mit ihren Formen und Gestaltungen wirkt sehr unmittelbar auf den Menschen, und
so ist es nicht ohne Bedeutung welche Gedanken und Absichten uns in den uns täglich umgebenden
Formen begegnen. Das Ziel der Gestaltungsergebnisse ist eine Synthese, die einerseits den Menschen
in seinen natürlichen Bedürfnissen eines angenehmen, praktischen Wohnens entgegenkommt und
ihn zugleich aber in seiner Schöpferkraft, in seiner sozialen, moralischen und spirituellen Ausrichtung
fördert.
Das Gebäude umkleidet auf angenehme Weise den Menschen und regt zugleich sein Interesse an.
Die bewegten Formen beleben die Sinneswahrnehmung und motivieren auf stille Weise eine progressive
Weiterentwicklung in unserem Gemüts- und Willensleben. Die Baukunst als „die Kunst zu bauen“, die in frühen Zeiten noch stark verbunden war mit den inneren Urbildern des Menschen, diese „Kunst“, wird heute auf das Handwerkszeug und Fachwissen von Normen und Bestimmungen materieller Wirklichkeit reduziert.
Wir haben uns die Frage gestellt: Wie kann die Architektur heute den Menschen mit einer geistigen
Wirklichkeit verbinden ? Räume können durch ihre Gestaltung, Formen, Proportionen, Lichtführung
und Farbe bestimmte innere Erlebnisse hervorrufen. Verfolgen wir diese Erfahrungen, so führen sie zu
diesen beschriebenen inneren Bildern, die tief in der eigenen Seele leben. Das lineare Denken unserer
Zeit führt die Architektur in eine Form, die viele Menschen als Beengung erleben und der Einzelne
fi ndet nur schwer eine Verbindung zu den höheren Gesetzmäßigkeiten des Lebens. Aus diesem Zusammenhang heraus hatten wir das Thema der hier präsentierten Tagung aus dem Jahr 2008 gewählt:
„Formempfi nden, Formerleben und die moralische Entwicklung am Beispiel der Architektur“
Peter Frank Heyne stellte uns in seinem Vortrag „Vom Wandel der Nützlichkeit, Bilder aus der Bewusstseinsgeschichte der Neuzeit“ Kunst und Architektur vor und entfaltete eine weite Perspektive von
Petrarca über Michelangelos David – das Bild des „nackten“, irdisch gewordenen Menschen –, den
Spätbarock mit seiner überbordenden Fülle bis hin zum Bauhaus und seiner radikalen Schnörkellosigkeit.
Der Mensch müsse in die Materie absteigen und die Geistlosigkeit mancher Formen durchleiden,
bis nach und nach die „Wiedergeburt“ der Architektur immer mehr Platz greifen könne.
Karl Dieter Bodack griff in seinem Vortrag die Wesensglieder und das anthroposophische Menschenbild
auf und verknüpfte sie mit Beispielen aus der aktuellen Architektur. Anhand einer Vielzahl
informativer Bildbeispiele wurden die Wirkungen von Form und Gestalt auf den Menschen erlebbar.
Ganz deutlich wurden die Ergebnisse „organischer“ Gestaltung bei Umgestaltungen von Bahn- und
S-Bahnzügen, wo sich der Vandalismus um 75% reduzierte.
Heinz Grill führt uns mit seinem Vortrag „Der christliche Impuls des Bauens“ in die inneren Bewegungen
schöpferischer Wirklichkeiten ein. Das christlich-geistige Prinzip wird beispielsweise durch
den Gemeinschaftssinn gekennzeichnet, der darin wurzelt, das sich durch die menschliche Wahrnehmung
und wachsende Wertschätzung ein Gedanke erbauen, höher entwickeln und verwirklichen
kann. Die Phantasie wird befl ügelt durch intensive, geordnete und menschliche Begegnung und ihre
Mühe um eine Weiterentwicklung. Die Wachstumsprozesse fi nden ihre Früchte in der Gemeinschaft
von Mensch zu Mensch und die Synthese geschieht aus der Impulskraft des Menschen selbst.
Musikalische Einlagen auf dem Klavier bereicherten die Veranstaltung und gaben den Vorträgen
einen künstlerischen Rahmen. Insbesondere das „Baulied“ nach einem Text von Heinz Grill und einer
Komposition von Stephan Wunderlich, das mehrmals zusammen gesungen wurde, schrieb sich in
seiner tiefsinnigen Klanggestalt in die Herzen der Anwesenden und ließ die spirituelle Dimension des
Bauens auf künstlerische Weise erklingen.
Die hier begonnene Arbeit wird durch weitere Tagungen mit aktuellen Fragestellungen fortgesetzt.
Für eine zukünftige, menschengemäße Architektur ist „nicht nur Fachwissen und soziale Integrität
notwendig, sondern vor allem der Glaube an und das Wissen um die göttliche Gegenwart im Menschen
erforderlich, um die menschlichen Werte in das Planen und Bauen integrieren zu können“,
sagte Prof. Dr. Venkatraman Sadanand sinngemäß übersetzt auf einem Mediziner-Kongress parallel zu
dieser Architektur-Tagung.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Freude und Inspiration beim Lesen und Studieren der Vorträge.
Ihr
Thomas von Dall’Armi
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