Aspekte Gottes
Fantasie über den Choral "Wie schön leuchtet der Morgenstern"
Produktform: Buch / Geheftet
ormal handelt es sich bei den „Aspekten Gottes“ um eine Choralbearbeitung über das Epiphaniaslied „Wie schön leuchtet der Morgenstern“, das Philipp Nicolai im Jahre 1599 geschrieben hat.
Die Idee zu dem vorliegenden Stück kam mir aber aus der Kenntnisnahme der islamischen Tradition von den
„99 Namen Allahs“. Es sind, der Überlieferung zufolge, jene Namen Gottes, die im Koran vorkommen und die in muslimischen Gebeten, im Volksglauben und einer Anzahl weiterer Gelegenheiten eine Rolle spielen.
Die jüdische Welt kennt ähnliche Glaubensformen. Schon aufgrund des Aussprechverbots des Tetragrams sah man sich dort genötigt, sprachliche Alternativen für das JHWH zu finden. Das gelang in reicher Fülle. Und immer, hier wie dort, sind mit den Namen zugleich Attribute, Eigenschaften, Fähigkeiten verbunden und beschrieben.
Philipp Nicolais „Morgenstern“ setzt in dieser Ideenwelt an. Ohne den folgenden Gedanken hier ausführen zu können: Seine Strophen zählen Charakteristika, eben Aspekte Gottes auf. Sie tun dies sprachlich, aber ebenso auf der Ebene des Versmaßes. Das Lied bildet so eine Brücke zu den beiden anderen abrahamitischen Geschwisterreligionen.
Diese Brücke scheint mir einer der Wege zu sein, auf denen Kommunikation und Gespräche zwischen Menschen unterschiedlicher religiöser Traditionen zumindest möglich sind. Inwieweit er beschritten wird, bleibt die Entscheidung von Einzelnen. In einer Zeit, in der in Mitteleuropa und Amerika das Verhältnis zwischen Christentum und Islam längst in den Fokus politischer Auseinandersetzungen geraten ist, halte ich den Blick auf die gleichen Wurzeln, auf die gegenseitige Zuhörerschaft und auf gemeinsames Tun (und sei es zunächst nur im musikalischen Kontext) für wertvoll. Denn – für den konkreten Fall: Wer zusammen singend und musizierend über die Gottesaspekte der jeweils anderen meditiert, der kämpft nicht.
Ein Postscriptum zur Kinderchorpartie: In den Choral eingebettet, findet sich ein in sich abgeschlossenes, kurzes Kinderlied. Es erzählt in der Sprache der Grundschulkinder von der Glaubenszusage der Gegenwart Jesu. Als solches kann das Lied für sich, unabhängig von den „Aspekten“, im Rahmen christlicher Religionspädagogik oder im Kindergottesdienst gesungen werden.
Nun gibt es nicht in jeder Gemeinde einen Kinderchor. Ein alternativ singender Erwachsener jedoch wird sich adäquatere Sprachformen und tiefere inhaltliche Facetten wünschen. Für die hier gebotene Druckfassung habe ich daher einen kurzen Blick auf die asiatischen Religionen in die Altsolopartie hineingenommen. Denn auch im Osten dasselbe Prinzip: Namen als Aspekte von göttlichen Allmachtsattributen, die rund um den Globus ganz ähnlich gedacht werden.weiterlesen
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