Assur 2023
Excavations and other research in the New Town
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Dieser erste Band der neuen Reihe „Exploring Assur“ präsentiert die Ergebnisse der Feldforschungen, die 2023 in Assur (Qal’at Sherqat) vor allem in der Neustadt im Süden der Siedlung durchgeführt wurden. Er enthält Beiträge von Mark Altaweel, Silvia Amicone, Katleen Deckers, Jörg Fassbinder, Holger Gzella, Sandra Hahn, Jean-Jacques Herr, Veronica Hinterhuber, F. Janoscha Kreppner, İnci Nurgül Özdoğru, Karen Radner, Jana Richter, Jens Rohde, Lena Ruider, Claudia Sarkady, Michaela Schauer, Annette Paetz gen. Schieck, Andrea Squitieri, Andreas Stele und Marco Wolf.
In Assur wohnt und arbeitet das Team in jenem Ausgrabungshaus, das von Walter Andrae von 1903 bis 1914 genutzt wurde. Da dieses Gebäude ein geschütztes Denkmal innerhalb des UNESCO-Weltkulturerbeortes Assur ist, widmen wir seiner Geschichte ein eigenes Kapitel. Die frühen Jahre werden durch die Briefe Andraes und viele Fotografien lebendig, die er und seine Mitarbeiter von dem Gebäude gemacht haben und die mit freundlicher Genehmigung der Deutschen Orient-Gesellschaft zu Berlin reproduziert werden.
Die im Jahr 2023 durchgeführten Feldarbeiten umfassten ein Programm der geophysikalischen Prospektion durch Magnetometer und elektrische Widerstandstomographie sowie der Sedimentkernbohrung in der Neustadt von Assur, deren Ergebnisse zusammen mit einer Untersuchung des Boden- und Sedimentmagnetismus auf der Grundlage von Bohrkernproben vorgestellt werden. Das Magnetogramm der Neustadt erweitert unsere Kenntnis der Organisation der Siedlung in den ersten Jahrhunderten n. Chr. entscheidend, als die Stadt Teil der parthischen Welt war. Die Ausgrabungen im südlichen Teil der Neustadt, direkt angrenzend an ein Gebiet, das 2002 vom irakischen Antikendienst ausgegraben wurde, brachten aus dieser Zeit ein substantielles Kammergrab von 46 m2 mit über einem Dutzend Skeletten ans Licht.
Darüber hinaus lieferten die Ausgrabungen höchst willkommene neue Zeugnisse für die hellenistische Besiedlung Assurs, nämlich das Gebäude A und zwei Bestattungen (Gräber 3 und 4). Die Toten wurden unter tönernen Stülpwannensarkophagen beigesetzt. Einer davon trägt eine eingeritzte alphabetische Inschrift, die auf den Monat Ab im Jahr 153 der Seleukidenzeit, also Juli/August 158 v. Chr., datiert ist. So kurz der Text auch ist, er gibt wertvolle Einblicke in die Schreib- und Datierungspraktiken in Assur nach dem Ende der lokalen Verwendung der Keilschrift und vor dem Aufkommen der ostmesopotamischen Schreibtradition, die sich schließlich auf Hatra und andere Gebiete ausbreiten sollte. Diese Bestattung enthielt auch kalzinierte Textilfragmente von mindestens sechs verschiedenen Stoffsorten.
Neue Daten über die assyrische Besiedlung von Assur stammen aus kleineren Untersuchungen, die am Rand des irakischen Ausgrabungsschnitts von 2002 durchgeführt wurden, aus dem teilweise ausgegrabenen Gebäude B und aus Grab 5, das typische Beigaben des 7. Jahrhundert v. Chr. enthielt, darunter eine Bronzefibel und ein glasiertes Miniaturgefäß. Ein Tiefschnitt, der von dieser Bestattung bis zum gewachsenen Boden ausgegraben wurde, brachte Keramik zutage, die aus Fundorten im assyrischen Kernland und der syrischen Dschazira im 13. Jahrhundert v. Chr. bekannt sind, darunter Fragmente von Knickwandschalen und eines länglichen Bechers mit Zitzenfuß sowie ein Stück Holzkohle mit einem Radiokarbon-Datierungsbereich von 1506-1440 calBC (95,4% Wahrscheinlichkeit). Diese Datierung stimmt gut mit der ältesten Erwähnung der Mauer und der Tore der Neustadt in den Inschriften von Puzur-Aššur III. überein, dessen Herrschaft konventionell auf 1521-1498 v. Chr. datiert wird. Insgesamt ergaben die Ausgrabungen 17 Radiokarbondatierungen, die auf der Analyse von Holzkohlen, verkohlten Samen und menschlichen Zähnen beruhen. Dies sind die ersten 14C-Daten, die für Assur vorliegen.
Eine weitere Premiere für Assur ist die paläobotanische Analyse von 133 Holzkohlefragmenten und 8.655 verkohlten Pflanzenresten, die einen völlig neuen Datensatz für die Rekonstruktion der antiken Umwelt liefert. Kapitel über die Keramik, inklusive ersten Untersuchungen zur Tonbestimmung mittels Röntgenfluoreszenz und petrographischen Analysen, über die Kleinfunde und über die epigraphischen Funde (Keilschrift und Alphabet) runden den Band ab.weiterlesen
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