Atlantis - wissenschaftlich analysiert
Platons historische Quelle als metaphorische Überleitung in seine späte Naturphilosophie
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
'Atlantis - wissenschaftlich analysiert' bietet erstmals ein wissenschaftlich abgesichertes Gesamtbild zur Atlantis-Frage. Das Ergebnis lautet: Platon zieht eine historische Quelle heran und deutet sie zu einer philosophischen Metapher um.
Die Aussage der Metapher kann durch einen Rückgriff auf seine Biografie und Philosophie beantwortet werden: Politisch erfahren im Kampf gegen die Diktatur in Sizilien kommt er im Alter zu einem neuen philosophischen Selbstverständnis: Die höchste aller Ideen ist nicht mehr das Gute, sondern die Natur. Denn sie ist allumfassend („kosmisch“) und schließt die Idee des Guten ein, weil sie ein naturgemäßes Leben belohnt, jedoch Verstöße gegen ihre Gesetzmäßigkeiten bestraft. Diese Auslegung äußerte bereits Proklos im 4. Jhdt n.Chr., dessen Texte auszugsweise neu übersetzt und zur Interpretation herangezogen wurden. Platon leitet seine neue Philosophie aus einer selbstkritischen Einschätzung seiner 'Politeia' ab, die er in den neuen idealen Staat überführt, den Staat auf Grundlage naturnaher Gesetze.
Der genannte permanente Vorgang ist historisch nachweisbar, etwa in der Politik: Wenn ein Staat wie Atlantis sich durch imperiale Bestrebungen von der Natur abwendet, scheitert er früher oder später an der Übermacht seiner selbstgeschaffenen Gegner. In der Metapher ist dies das besonnen und naturnah lebende, trotzdem aber wehrhafte 'Ur-Athen' mitsamt seinen Bündnisstaaten. Allerdings entscheidet nicht der Mensch, sondern Zeus als oberster Wächter der Natur über die Einhaltung ihrer Gesetzmäßigkeiten und beurteilt, wessen Verhalten anzuerkennen bzw. abzulehnen ist. Je gerechter ein Staat lebt und je näher seine Gesetze dem natürlichen menschlichen Freiheitsbedürfnis stehen, desto eher leben seine Bürger im Einklang mit der Natur. Dies aber nur, wenn jeder für sich die Natur als oberste Instanz zu erkennen sucht. Platons letzte Bücher Politikos, Sophistes und Philebos erweisen sich folglich als eine Reihe von Lehrbüchern für seine Schüler, die er als Politiker in alle Welt schickt, um den neuen Ansatz wirksam werden zu lassen.
Auf dieser Grundlage zeigt sich, dass Platon seine Quelle zwar metaphorisch umdeutet, sie selbst aber kaum verändert: Es handelt sich um einen detaillierten Reisebericht. Dieser führt in eine vergessene und spannende europäische Frühzeit: In einem kleinen Tal an der marokkanischen Ostküste liegt die Zentralsiedlung Atlantis, deren Bewohner durch geschickten Einsatz natürlicher Ressourcen, durch Landwirtschaft, Erz- und Holzexport dafür sorgen, dass sie zu einer prähistorischen Seemacht aufsteigt. Mit der Zeit unterwirft Atlantis die nordatlantischen Küstengebiete und die Anranierstaaten des Westmittelmeers, so dass ein weit ausgestrecktes Herrschaftsgebiet entsteht. So kommt es zum seit der Antike bestehenden Missverständnis: Platon und seine Quelle sprechen nicht von einer Insel in der Größe eines Kontinents, sondern von einem riesenhaften Seeherrschaftsgebiet.
Die wichtigsten Fragen des über 2000jährigen Atlantik-Dirkurses werden dabei gelöst: Wie kommt es zu den seltsamen Maßangaben, wie war die Siedlung erbaut, wie sahen die Tempel, die Akropolis und die Kanäle aus, welche Schiffe wurden benutzt, wie war das atlantische Heer strukturiert, welche Sozialordnung hatte die atlantische Gesellschaft, wie ist sie ethnisch zuzuordnen, wie muss das Geschehen datiert werden und nicht zuletzt: Was genau sagt Platon über 'Ur-Athen' aus? Innerhalb dieser Gesamtdarstellung können dann die bekanntesten Atlantis-Theorien widerlegt werden.
Nicht nur wegen seiner zusätzlichen Metaphorik erscheint das Thema aktuell: sei es wegen der philosophischen Erkennbarkeit der Natur als höchster moralischer Instanz, sei es wegen der Einforderung einer entsprechenden Lebensführung, sei es wegen der phönizisch-semitischen Frühentwicklung Westeuropas, der politischen Verbundenheit der nordost-atlantischen Küsten- und Inselbewohner oder der vergessenen, polykulturellen Gesellschaft im heutigen Nordmarokko.weiterlesen
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