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Auf Gott und die Welt meinen Reim gemacht

Epigramme

Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)

Das Epigramm ist eine literarische Kurzform, die bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts in vielen Varianten systematisch gepflegt wurde. Seither spielt es in der Dichtkunst eher nur bei dieser oder jener Gelegenheit eine Rolle, so beispielsweise im 20. Jahrhundert im literarischen Schaffen von Karl Kraus, Erich Kästner, Bertolt Brecht, Erich Fried, Johannes Bobrowski, Peter Huchel und Volker Braun. Bei Eugen Roth, Hansgeorg Stengel und Arnfrid Astel nahm die Epigrammatik, entgegen dem generellen Trend, sogar einen größeren Platz ein. Während seiner Tätigkeit als Hochschullehrer in der DDR hat der Autor Norbert Grohs neben Aphorismen und Parabeln gerne auch Epigramme in seine Vorlesungen eingestreut, die ja nicht als akademische Stallfütterung oder parteichinesisches Sprücheklopfen angelegt waren. Auf Gott und die Welt einen Reim zu machen, war stets Sinn seines Lebens, so der Autor. Heute treffen wir auf eine geopolitisch gespaltene Welt, die eigentlich mehr denn je auf Zusammenhalt angewiesen ist und in der sich die Bedingungen und Verhältnisse menschlichen Lebens in rasanten Tempi weiter differenzieren und verkünstlichen. Dichten und Denken haben hier - nach Meinung des Autors - eine riesige Verantwortung, unter Achtung und Pflege der verschiedensten traditionellen Formen zum Erhalt und Verbundenbleiben menschlicher Qualitäten beizutragen. Qualitäten etwa im instinktiven und intuitiven Bereich, im emotional und rational geprägten Erkennen und Verstehen, im Wollen und Sollen und im theoretischen und historischen Sinn. Möge dabei die dichterische und denkerische Vielfalt, hervorgebracht durch die natürliche Intelligenz, im Existenz- und Entwicklungsinteresse des Menschen auch in Zeiten eines unerhörten Aufschwungs der künstlichen Intelligenz erhalten bleiben und bereichernd wirksam werden, so seine Hoffnung. Wie bei seinen bisher veröffentlichten Gedichten, Dialogen und Essays geht es auch bei den Epigrammen nicht um die formvollendete „reine Kunst“. Prioritär bleibt weiterhin, dass der Stil nicht über den Kopf wächst, sondern denselben in Form hält und stimuliert, mit und über den jeweiligen Inhalten zu wachsen. Im Unterschied zu seinen Gedichten hat der Autor nun die Flexibilität und Freizügigkeit im Umgang mit dem Rhythmus weitgehend aufgegeben, da das Epigramm traditionell zwingendere Ansprüche an die Regelmäßigkeit stellt. Was in der Langform vielleicht Abwechslung beim Lesen bringen und unter Umständen auch die Aufmerksamkeit steigern kann, ist in der Kurzform nicht so angesagt. Und - um eine bestimmte Akzentuierung seiner bisherigen Arbeit fortzusetzen, erlaubt sich der Autor außerdem einige kleine Vorstöße in Gestalt von „Dialog-Epigrammen“. Für das Aufteilen und Einordnen der Epigramme im Rahmen der Gesamtdarstellung sind nicht die Themen als solche, sondern die jeweiligen Blickwinkel und Akzentuierungen maßgebend. Dies gestattet auch ein Eingehen auf an sich gleiche Themen aus unterschiedlichen Perspektiven. Dabei könnte vieles selbstverständlich auch modifiziert oder umgestellt werden, was andere Arten der Komposition implizierte. Dem Lesenden bieten sich die verschiedensten Möglichkeiten zu variieren, um auf seine Weise die Welt zu dichten und zu denken. Der Sinn moderner Epigrammatik liegt aus der Sicht von Norbert Grohs gerade auch darin, über die zugespitzte und formgebende Deutung von Geschehen, Zuständen, Charakteren etc. hinauszugehen und überraschende Anregungen für all das zu geben, was die Gesamtzusammenhänge des Reimens über Gott und die Welt anbelangt. Das ist auch wichtig für den emotionalen und kognitiven Schutz vor Extremismus, der durch Tendenzen des Entpolitisierens und Vernischens von Kunst und Kultur begünstigt wird, und vor Provinzialismus, der u.a. mit intellektdistanten und intellektuellenfeindlichen Tendenzen zusammenhängt und durchaus extremistisches Potenzial besitzt. Selbst wenn in heutigen Zeiten keine förmliche Wiederbelebung alter Weisheitslehren und -literaturen ansteht, dürfte doch ein beträchtlicher Orientierungswert in den Worten des Konfuzius liegen: „Nenne keinen weise, ehe er nicht bewiesen hat, dass er eine Sache von wenigstens acht Seiten her beurteilen kann.“ Bedeutsam auch heute für ein demokratiestärkendes Wahren und Umsetzen der Freiheit, sich fortwährend neue Formen des Überblicks zu verschaffen und über Zusammenhänge differenziert und facettenreich nachzudenken. Was wiederum gewichtig für das Immunsystem einer modernen Gesellschaft ist, deren liberale Zivilitätsnormen offensichtlich gefährdet sind. Weitere Bücher des Autors unter [trafoberlin.de/Autoren/grohs_norbert.html]weiterlesen

Sprache(n): Deutsch

ISBN: 978-3-86465-194-6 / 978-3864651946 / 9783864651946

Verlag: trafo Literaturverlag

Erscheinungsdatum: 20.08.2024

Seiten: 227

Auflage: 1

Zielgruppe: Für Interessenten an moderner Lyrik und Epigrammen

Autor(en): Norbert Grohs

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