Aufstand der Sterblichen
Science-Fiction-Roman
Produktform: E-Buch Text Elektronisches Buch in proprietärem
Als der Rennfahrer Jan Manthey erfährt, dass seine Frau und sein Sohn auf brutale Weise ermordet worden sind und seine zweijährige Tochter verschwunden ist, bricht er mit einem Weinkrampf zusammen und wird in das Sankt-Hieronymus-Hospital gebracht.
Rund ein Jahr danach erscheint er wieder in der Öffentlichkeit und ist wenige Wochen später Minister des Inneren seines Landes.
Aber ist das noch der Jan Manthey, der er vor dem traumatischen Erlebnis des Verlustes seiner über alles geliebten Familie war oder ist er, was nicht verwunderlich wäre, zum Monster geworden?
Ein Science-Fiction-Roman, bei dem Sie Mühe haben werden, ihn ungelesen aus der Hand zu legen.
Leseprobe:
Sie wollte eben beschleunigen, als der Mann, nein, das Wesen (denn nach seinem Äußeren zu schließen, war es fraglich, ob es sich wirklich noch um einen Mann handelte) förmlich auf die Kühlerhaube flog und dort liegen blieb. Er musste aus einem der dunklen Hauseingänge rechts von ihr gekommen sein, gesprungen oder geschleudert, das ließ sich nicht feststellen, jedenfalls war seine Haltung waagerecht wie die eines Schwimmers beim Startsprung, und wie ein Schwimmer beim Startsprung, hielt er zumindest einen Arm flach ausgestreckt nach vorn. Den anderen Arm konnte sie nicht erkennen, und angesichts des übrigen Zustandes der Gestalt tippte sie darauf, dass er nicht vorhanden war. Das Nächste, was ihr auffiel, war, dass das fliegende Geschöpf sehr kurz war, viel kürzer als ein normaler liegender oder wie in diesem Fall, flie-gender Mensch. Den Grund erkannte sie später, als sie sich von dem Schock über den Anblick des nahezu unmenschlichen Gesichtes erholt hatte. Das Ding hatte keine Beine. Ebenso wenig, wie es Ohren und Nase hatte. Sie sah einen Wald verfilzten graubraunen Haares, hinter dem sie ein Gesicht vermutete, mitten darin ein kreisrunde rote Narbe, etwas seitlich versetzt darüber ein einzelnes schwarzes Auge voll brennenden Feuers und darunter ein dunkles Loch, das sie nur mit Mühe als Mund zu identifizieren vermochte.
Einen Moment lang lag das Wesen auf der Motorhaube, das entsetzliche Gesicht von außen gegen die Windschutzscheibe gepresst und schrie. Es schrie mit weit offenem Mund, und offenbar waren es seine Wut und sein Frust, was es hinaus schrie, und dabei verzog es seine ohnehin schon abstrus hässliche Frat-ze so, dass sie befürchtete, es werde jeden Moment auf die irrsinnige Idee kommen, mit seinem zahnlosen Maul in die Scheibenwischer zu beißen.
Sie bremste abrupt, nicht bewusst und nicht absichtlich, sondern einfach nur vor Schreck, und der Krüppel rollte von der Kühlerhaube, ebenso passiv und ungelenk steif, wie ein gekeultes Schwein in der Abdeckerei aus der Mulde des Transportkippers purzelt.
Danach setzte sie ein Stück zurück, nicht viel, nur vielleicht zwei oder drei Meter, bis sie diese Über-bleibsel eines Ersatzteilspenders, der ehemals ein Mensch gewesen waren, auf der Straße liegen sehen konnte. Da lag das Ding, ein dunkler unförmiger Gegenstand, den niemand, der die Szene auf der Kühler-haube nicht selbst miterlebt hatte, für einen Menschen und das, was sich davon abspreizte, für einen Arm gehalten hätte.
Sie hatte die Hand bereits an der Türverriegelung, als sie ein Geräusch hörte, das ihr das Blut nicht nur in dieser Hand gefrieren ließ. Und sie begriff, dass sie sich soeben fast dazu hätte hinreißen lassen, einer Prägung zu folgen, die wohl entstanden sein musste, als die Menschen noch in Horden zusammenge-lebt hatten, notgedrungen, weil sie sich anders einander nicht gegen die wilden Tiere hätten beistehen kön-nen. Sie hatte tatsächlich Hilfe leisten wollen oder sich wenigstens doch überzeugen wollen, ob Hilfe noch möglich war, eine Handlungsweise, die heutzutage selbst in ihren Kreisen bestenfalls ein süffisantes Lächeln hervorgerufen hätte, hier in diesem abgelegenen Stadtteil aber durchaus ein wesentlich fataleres Ergebnis gehabt hätte. Wie ihr sofort bewiesen wurde.
Das Geräusch, das ihre Hand unterhalb der Türverriegelung hatte verharren lassen, schien plötzlich von allen Seiten zu kommen, wurde lauter und aggressiver, und dann sah sie die Quelle dieses Geräusches. Und diese Quelle kam tatsächlich von allen Seiten. Eine Bande von Streunern, die den Krüppel offenbar als Falle, als Bremse, Waffe oder wie das auch immer zu bezeichnen war, benutzt hatte, und wie die Tatsache, dass der Jeep plötzlich vollkommen eingekreist war, bewies, mit durchschlagendem Erfolg.
Halb rechts von ihr, unmittelbar neben dem rechten Kotflügel, stand ein Hüne, den man, wäre er ei-nem unter anderen Vorzeichen begegnet, für einen Bettelmönch hätte halten können. Der Mann war sehr groß, mindestens einsneunzig, trug eine abgewetzte braune Kutte mit einem schmutziggrünen geflochtenen Strick um die Körpermitte. Sein fast schwarzer Haarschopf war wahrscheinlich noch nie mit einer Schere oder Wasser und schon gar nicht mit Shampoo in Berührung gekommen. Seine Augen waren wie Pistolen-kugeln, klein, dunkel und stechend, ihre Umgebung eingefallen und blau unterlaufen wie Metall, das sich durch den Einfluss von Feuer verwandelt hat und dabei blasig und brüchig geworden ist. Sie sah, wie er schrie und dabei eine unterbrochene Reihe schadhafter brauner und grauer Zähne entblößte, und sie war, obwohl sie das, was er schrie, nicht verstehen konnte, ziemlich sicher, dass es unflätige Schimpfworte wa-ren. Immer noch schreiend warf er sich seitlich auf die Motorhaube, was ihm augenblicklich andere nachta-ten, Sekunden später war das ganze vordere Drittel des Jeeps unter Angreifern verborgen; von denen der Hüne zweifellos der aggressivste war. Sie sah, wie er fordernd eine Hand nach hinten ausstreckte und wie ihm jemand, der um keinen Deut leutseliger aussah als er, einen keulenförmigen Metallgegenstand in diese Hand drückte. Mit der anderen Hand fuchtelte er heftig herum, offenbar in der Absicht, seine Leute von der Motorhaube zu scheuchen, damit er mit seiner Waffe ausholen konnte, ohne dabei behindert zu werden. Eine der Gestalten kroch auf die anderen hinauf, verharrte einen Moment lang und drehte sich, ihren Abstieg von der Motorhaube vorbereitend, langsam herum. Sabine sah einen Moment lang eine Fratze, die fast auf den Punkt genau dem Gesicht der hundert Jahre alten Märchenhexe aus einem japanischen Horrorcartoon entsprach und gleich darauf den rosig nackten Hintern einer jungen Frau. Und zweifellos gehörte beides ein und derselben Besitzerin.
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