Als der Augenarzt Dr. Carl Julius Heuberger, Jahrgang 1923, endlich beschließt, das Fliegen zu lernen – es war schon sein Kindheitstraum – ist er gerade 50 Jahre alt geworden. Aber dabei bleibt es nicht, er lernt auch das Fallschirmspringen und fliegt mit Überschallgeschwindigkeit als Copilot im Phantom-Jet mit zu einer Schießübung. Kaum weniger fasziniert ihn der Galoppsport. „Ich kann sagen, dass ich Angebote, die mir das Leben machte, niemals ausschlug, alles galt mir als Herausforderung, die ich freudig annahm. Daran wollte ich meine Fähigkeiten messen“, schreibt Heuberger in seiner Autobiographie. Herausforderungen hat ihm das Leben reichlich geboten.
Der Autor erinnert sich an seine Kindheit in der Weimarer Republik, seine Jugend in Nazi-Deutschland, die
Teilnahme am Zweiten Weltkrieg sowie an die Aufbaujahre der Bundesrepublik. Heuberger beschreibt seine
Ausbildung bei Koryphäen seines Fachs und Begegnungen mit berühmten Berufskollegen. Als Augenarzt sowie Begründer und ärztlicher Leiter der Kurfürsten-Klinik in Bremen macht sich Heuberger seit den 1960er Jahren einen Namen weit über die Landesgrenzen hinaus. Von dem Verlust dieses Lebenswerkes lässt er sich nicht unterkriegen. Obwohl Opfer betrügerischer Machenschaften eines angeblichen Weinimperiums, war Heuberger selbst ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Anfang der 1980er Jahre, als Ermittlungen gegen ihn eingestellt worden waren, wagt er nach einem längeren Aufenthalt in Costa Rica einen Neuanfang.
Carl Julius Heuberger gehört zu den Vorreitern des modernen Krankenhauswesens in Deutschland. Vielleicht haben Mediziner wie er sogar die Wende zu einem menschlicheren Krankenhaus entscheidend geprägt.
So sehr der Begriff „Privat“ im Zusammenhang mit dem Wort „Klinik” verpönt gewesen sein mag, Heuberger kam es immer auch darauf an, Trendsetter im komplizierten Gesundheitsbetrieb zu sein. Seine Bremer Kurfürsten-Klinik war das erste Krankenhaus in der Stadt, das sich dem Fortschritt auf dem Gebiet der Gerätemedizin besonders verpflichtet fühlte. Gleichzeitig hat er in den 1960er Jahren erkannt, dass teure Geräte ein Krankenhaus zum Wohlfühlen nicht ersetzen können. Obwohl Heuberger als Klinikchef immer auch in unternehmerischer Verantwortung gestanden hat, war er zeit seines 50-jährigen Berufslebens vor allem eines: ein Augenarzt im Dienste seiner Patienten.
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