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Aus dem Herzen gesprochen

Weisheit eines tibetischen Lehrers für den Westen

Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)

Meditation Den Körper mit dem Geist in Einklang bringen Wenn wir uns besonders lebendig fühlen, scheinen unser Körper und unser Geist als ein harmonisches Ganzes zu funktionieren. Unsere Sinne erwachen zum Leben; wir fühlen uns voller Energie und doch entspannt, dynamisch und offen für jede Erfahrung. Die Welt erscheint uns schön und frisch, wie von einem Frühlingsregen gewaschen, und wir sind in ihr zu Hause. Reiche Gefühle, unklar, ob sie als geistig oder körperlich einzuordnen sind, klingen in Körper und Geist nach. Diese Zeiten eines harmonischen Zusammenspiels zwischen Körper und Geist scheinen etwas Besonderes und Außergewöhnliches zu sein, ausgeklammert aus unserer täglichen Erfahrung. Wir spüren normalerweise einen Bruch zwischen den körperlichen und geistigen Aspekten unserer Erfahrung. Manchmal schreibt der Geist dem Körper vor, wie er sich zu verhalten und zu reagieren hat. Ein anderes Mal scheint der Körper den Geist zu kontrollieren, wenn Hungergefühle, Juckreiz und Schmerzen nach Aufmerksamkeit verlangen. Wir haben uns an diese Trennung und diesen Kampf gewöhnt und akzeptieren ihn sogar als unseren normalen Zustand. Die seltenen Momente, die uns über ihn erheben, schreiben wir äußeren Ursachen zu: einem schönen Sonnenuntergang, bewegender Musik, dem Zusammensein mit jemandem, den wir lieben. Fällt es uns jemals ein, dass möglicherweise diese seltenen Momente von Frieden und Harmonie genau unseren natürlichen Seinszustand widerspiegeln? Wenn wir sie sorgfältig prüfen, sind die Unterscheidungen zwischen Körper und Geist, die wir für gewöhnlich akzeptieren, schwer aufrechtzuerhalten. Je genauer wir unsere Gedanken und Körpergefühle beobachten, desto deutlicher spüren wir eine innige Partnerschaft zwischen beiden. Obgleich wir diese Partner intellektuell trennen können, ist es in der Erfahrung so gut wie unmöglich, den einen ohne den anderen zu betrachten; der Geist ist vom Körper abhängig und der Körper reagiert auf den Geist. Könnte es sein, dass unser charakteristisches Gefühl der Trennung und der Disharmonie einfach nur eine schlechte Gewohnheit ist, die verstärkt wird durch unsere Konditionierung und unser Umfeld? Halten wir an dieser Gewohnheit fest und bezahlen dafür den Preis, dass wir auf eine viel freudvollere Seinsweise verzichten? Was stört das harmonische Zusammenspiel zwischen Körper und Geist und zwingt sie miteinander uneins zu sein? Vielleicht identifizieren wir uns so eng mit unserem Geist, dass wir sein Wesen und seine Bedürfnissen nie wirklich kennen gelernt haben. Wer ist dieser Geist, der von Geburt an unser engster Freund ist? Unser Geist spricht fortwährend zu uns und präsentiert uns Bilder und Gedanken, die unsere Herzen erfreuen oder sie vor Angst eng machen können. Der Geist kann die Grenzen der Zeit überschreiten, um in Erinnerungen und längst vergangenen Ereignissen zu leben, oder er kann in die Zukunft springen und kommende Ereignisse vorwegnehmen. Wie ein geschickter Zauberer kann der Geist innerhalb eines Augenblicks dem Körper mit angenehmen Gefühlen schmeicheln, kann Trauer und Tränen hervorrufen oder uns in tiefste Verzweiflung stürzen. Obwohl der Körper an einen Ort gebunden ist, hat die Energie des Geistes eine leichte Qualität/Lichtqualität, die sich jeden Augenblick überallhin bewegen kann. Wenn diese Energie nicht fokussiert ist, lässt der Geist den Körper weit hinter sich, während er in Gedanken, Fantasien und Erinnerungen seine eigene Zerstreuung sucht. Von Körper und Sinnen befreit, kann der Geist wie ein verspieltes Fohlen werden, das hier und dort herumtollt und wahrscheinlich genauso dem Schmerz wie dem Vergnügen begegnet. Während der Geist noch weiter umherirrt, beginnt er rastlos zu werden. Er flattert umher wie ein Vogel, der sein Nest nicht finden kann. Seine ängstlichen Bewegungen lassen die Sinne ihre Stabilität und ihre Offenheit verlieren und angespannt und unempfänglich werden. Der Körper funktioniert ohne Nahrung durch die Sinne und die volle Unterstützung des Geistes nur noch automatisch. Er wird verspannt und gefühllos. Intensive Körperempfindungen rufen den Geist von seinem Umherirren zurück. Aber der Geist hat die Verbindung zu den tieferen Gefühlen des Körpers verloren und registriert nur noch einen Teil von dem, was der Körper erfährt. Dennoch, er erfüllt seine Funktion, körperliche Reaktionen und Empfindungen zu interpretieren und zu beurteilen. Diese Interpretationen aber sind von innerem Wissen abgeschnitten und erweisen sich als verwirrt und unzuverlässig. Der Geist redet uns vielleicht ein, wir fühlten Vergnügen, während wir tatsächlich in Aufregung gefangen sind; während wir vielleicht denken, dass wir mit Freude gesättigt seien, brechen wir tatsächlich vor Erschöpfung zusammen. Wir glauben konzentriert und voller Energie zu sein, verspannen aber unseren Körper und tun unseren Gedanken Zwang an. Überzeugt davon, entspannt zu sein, bemerken wir nicht, dass unsere Aufmerksamkeit ziellos von Gedanken zu Gedanken gleitet. Wenn die Verbindungen zwischen den geistigen und körperlichen Energien unterbrochen worden sind, werden einige von ihnen umgangen, während andere überlastet werden. Das Ergebnis ist, dass die zwischen Körper und Geist übermittelten Nachrichten sich verwirren und durcheinander geraten. Die zerstreute und ziellose Vermischung von Gedanken, Bildern und Empfindungen schafft eine Art von atmosphärischer Aufladung ähnlich einer Störung im elektrischen Stromkreis. Diese Störung zerstreut unsere Energie und steigert die chaotische und unklare Qualität unserer Gedanken und Emotionen. Ohne die Beziehung zwischen Körper und Geist vollständiger zu verstehen, haben wir keine Möglichkeit, diese verwirrten Muster zu entwirren und klarere Kommunikationswege zu eröffnen. Wir können versuchen, den Körper zu zwingen, den Geist zufrieden zu stellen, oder den Geist unter Druck zu setzen, den Körper zufrieden zu stellen. Aber dieser gewaltsame Ansatz lässt unsere Energie in Kreisläufen von Spannung, Frustration und Angst erstarren und vergrößert die Kluft zwischen Körper und Geist. Vielleicht beginnen wir uns zu fühlen, als ob wir mit uns selbst innerlich Krieg führten. Der Geist möchte den einen Weg nehmen, der Körper den anderen. Entweder versagt der Körper dem Geist eine Antwort oder er reagiert auf unerwartete Weise. Schließlich betrachten wir den Körper vielleicht als ein schwieriges Kind, das uns überallhin nachläuft; gelegentlich gefällt es uns, ihm seinen Willen zu lassen, aber meistens tun wir unser Bestes, sein Nörgeln nicht zu beachten. Um wieder mit dem Körper in Kontakt zu kommen, müssen wir unsere tiefsten Gefühle vollständig berühren. Das erfordert sowohl Geduld als auch Mitgefühl. Weil wir aber daran gewöhnt sind, die feinen Signale des Körpers zu ignorieren, ergreift der Geist die stärkeren Empfindungen auf so grobe Weise, dass die feineren Gefühle sich vor ihm zerstreuen. Lehren wir unseren Geist nicht, sanfter zu sein, können wir vielleicht niemals zu den tieferen Schichten unserer eigenen Erfahrung durchdringen. Um die inneren Kommunikationswege zu öffnen, die jetzt verborgen und vergessen sind, müssen wir neue Weisen entdecken, Körper und Geist miteinander zu verbinden. Wenn wir den Fluss unserer Energie während unserer alltäglichen Aktivitäten beobachten, können wir spüren, was die Energie auf einem stabilen Niveau hält und was sie aufzehrt. Wir sehen vielleicht, wie Aufregung und Spannung die Energie nach außen ziehen und uns dazu zwingen, zu reagieren. Wenden wir unsere Aufmerksamkeit nach innen, können wir eine weichere, feinere Seite unserer Sinne berühren und lernen, einer stilleren und weiseren Stimme zu lauschen. Wenn wir auf unsere inneren Reaktionen achten, fangen wir an vollständiger mit unseren tieferen Gefühlen zu kommunizieren. Beim ersten Zeichen von Aufregung können wir uns in unsere Empfindungen sinken lassen und uns sanft fragen: Warum reagiere ich so? Wie ist dieses Gefühl entstanden? Sind andere Reaktionen möglich? Wenn wir uns solche Fragen auf entspannte Art stellen, gewinnen wir einen frischen, direkten Blick auf unsere Gedanken. Wenn wir geübt sind darin, der weichen, wissenden Qualität, die unserem Nachforschen antwortet, zu lauschen, finden wir vielleicht einen wahren und ehrlichen Freund, einen Teil unseres Geistes, der geduldig darauf gewartet hat, anerkannt zu werden. Dieselbe sanfte Art des Erforschens eröffnet uns auch den Zugang zu unserem Körper. Es kann uns trösten und Gefühle tiefer Stabilität hervorrufen, einfach nur unserem eigenen Herzschlag zu lauschen. Wenn wir den Atemfluss spüren, können wir fühlen, wie seine Energie sich im Körper ausbreitet, jede Zelle nährt und besänftigt und dabei Spannung und Ungeduld auflöst. Lauschen wir dem Klang unserer eigenen Stimme, werden wir wissen, wann die Worte, die wir benutzen, um unsere Gedanken auszudrücken, die Gefühle berühren, die in unseren Herzen verschlossen sind. Wir werden im Laufe der Zeit Worte finden, die eine Gefühlstiefe hervorrufen, die Körper und Geist mit freudiger Wertschätzung durchzieht. Wenn wir uns entspannen, beginnen unsere Sinne vollständiger zu arbeiten. Wir fangen an, eine direkte Beziehung zu der Gefühlsseite unserer Handlungen, Gedanken und Rede zu entwickeln. Gezwungene Konzentration weicht einer natürlichen, umfassenden Konzentration, die körperliche und geistige Energien zu einem reibungslosen, ununterbrochenen Zusammenspiel hinführt. Wenn der Geist durch den Körper geerdet ist, nimmt er wahr, was im gegenwärtigen Augenblick geschieht, wobei eine tiefere Bewusstheit sich auf alle Wissensvorräte stützt. Unsere Erinnerungen sind lebendiger und der Geist offener und klarer. Eine auf einen Punkt gerichtete Bewusstheit durchtrennt Verwirrung, überwindet Angst und verstärkt jede angenehme Empfindung. Dann ist der Geist, durch reichhaltige Gefühle genährt, völlig im Körper zu Hause und der Körper wird durch den ständigen Fluss an Wertschätzung gestärkt. Diese Verschmelzung physischer und geistiger Energien schafft inneres Vertrauen und Zuversicht, die tiefen Gefühlen von Dankbarkeit und Liebe sehr ähnlich sind. Wenn unsere Gedanken, unser Reden und unsere Handlungen dieser tiefen, inneren Integrität entstammen, benötigen wir keine Bestätigung unseres Wertes durch andere. Wir können Prioritäten für unser Leben setzen, denn wir sind uns bewusst, dass sogar die Fehler, die wir machen, dazu dienen, unser Wissen zu vergrößern. Wenn unser Geist und unsere Sinne offen sind und wir jede Nuance unserer Erfahrung wertschätzen, gibt es keinen Platz für Sorgen oder Selbstzweifel und keine Gelegenheit dass Schuldgefühle oder Verzweiflung in unserem Herzen Wurzeln schlagen. Unser Leben wird einfacher und freudvoller und Emotionen verlieren ihre Macht, uns Schmerz zu bereiten. Vollständig bewusst, mit einem Vertrauen in unsere Fähigkeiten, das wir uns nicht haben vorstellen können, finden wir Gelassenheit in jeder Situation. Dieser Zustand einer entspannten und doch dynamischen Bewusstheit ist das Tor zu tieferen Ebenen spirituellen Erwachens. Was auch immer wir tun, was auch immer wir wahrnehmen, hat Bedeutung und führt zu einem neuen Verständnis von uns selbst und dem, was um uns herum geschieht. Wenn wir der Bedeutung unserer Handlungen erlauben, in Körper und Geist widerzuhallen, tauchen neue Ebenen von Bedeutung auf. Wir können diese Entwicklung verfolgen, über jede Erfahrung reflektieren und ein neues Verständnis von Liebe, Freiheit und Glück offen legen, das wir mit anderen teilen können. Wir können wunderschöne Muster für unser Leben schaffen und einen einzigartigen Beitrag zur Welt, in der wir leben, leisten.weiterlesen

Sprache(n): Deutsch

ISBN: 978-3-928758-17-8 / 978-3928758178 / 9783928758178

Verlag: Dharma Publishing

Erscheinungsdatum: 05.05.2007

Seiten: 271

Auflage: 1

Autor(en): Tulku Tarthang

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