Gleich das erste Bild, die erste Einstellung, gibt Rätsel auf. Ein paar Schafe drängen sich im Schatten eines Baumes, der in gleißender Sonne auf einem Hügel steht. Lautes Blöken überdeckt das Geräusch der sanften Brise, in der sich die Äste wiegen. Wo mag dieses Land wohl liegen? In Griechenland? Italien?
Schauplatz des Films ist Kritzendorf und Umgebung, eine kleine Gemeinde an der Donau nordwestlich von Wien. Familie Vitovec, die Nachbarn des Filmemachers, leben vom Weinbau. Man sieht die Männer im Weinberg, die unter größter Mühe eiserne Stempen für neue Rebzeilen einschlagen, wie sie die Weinstöcke zurechtschneiden, schließlich bei der Lese und beim Abfüllen des Weins; sieht die Frauen beim Binden der Erntedankkrone und Zubereiten eines Heurigenbuffets. Harte Arbeit, eins wie das andere. Mit leisem Quietschen rotieren zwei Spanferkel langsam auf einem Doppelgrill.
Neuwirth erkundet ihm vertrautes Terrain, doch manche Bilder muten so unwirklich an, als handelte es sich um Science Fiction. Einmal, es ist Hochsommer, taucht neben riesigen Heuballen auf einem Feld wie aus dem Nichts ein Traktor auf; ein andermal kreuzt ein Schiff den Bildhintergrund, wobei es aussieht als schneide es mitten durch die Landschaft. Und manchmal ist's die Kamera selbst, die die schönsten Irritationen provoziert: Dann blickt jemand akkurat ins Bild, tuschelt während der Sonntagsmesse im Wald mit einem Sitznachbarn oder ändert beim Gehen plötzlich abrupt die Richtung.
Ausgezeichnet auf der Diagonale – Beste Kamera – Bestes Sounddesignweiterlesen