Ein Fluss trennt Zürich in zwei Welten, rechts der Sihl das Bankenviertel um Bahnhofstraße und Paradeplatz, links der Sihl das ehemalige Arbeiterviertel Aussersihl. Der Name ist seit jeher Programm. Alles, was innerhalb der Stadtmauern nicht sein soll, findet sich hier: das Siechenhaus, der Galgen, später die Fabriken.
Wer hier wohnt, lebt auf kleinem Fuß. Armut, Ausländer, hohe Dichte lassen eine farbige, tolerante Lebenswelt wachsen und bilden ein fruchtbares Biotop für Pionierinnen, Kunstschaffende und Wirrköpfe. Über hundert Jahre war Aussersihl eine Hochburg der Arbeiterbewegung. Nicht nur politisch, auch zivilgesellschaftlich – der Sportverein war sozialdemokratisch, der Chor kommunistisch, die Fußballliga anarchistisch. Das Verschwinden von Industrie und Handwerk lässt Hallen zurück, die von Menschen mit kreativen Ideen übernommen werden. Der Ruf des Verruchten wandelt sich: Pulsierende Urbanität heißt das jetzt. Von den Armen von einst wohnen noch wenige in den letzten heruntergekommenen Altbauten, die auf Sanierung warten.
Hannes Lindenmeyer erzählt die Geschichte Aussersihls aus der Sicht jener Bewegten, die sich in Vereinen und Gruppierungen zusammenschlossen, um Häuser zu besetzen oder eine Baugenossenschaft zu gründen, für Frieden zu kämpfen, gleiches Recht für Frauen einzufordern oder Migration theatralisch aufzuarbeiten – kurz jener Menschen, die das «Ausser» in diesem außergewöhnlichen Quartier ausmachen.weiterlesen