Autobiographische Texte der Avantgarde sind keine kohärenten Lebensbeschreibungen mehr, sondern formal vielfältige Reflexionen über den Status des Subjekts. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sah sich das Individuum zur Überprüfung seines Selbstverständnisses gezwungen, die nicht ohne Auswirkung auf die Formen der Selbstbefragung geblieben ist. Der Abschied von der Annahme einer essentiellen Identität wird nicht zuletzt motiviert durch die Verabschiedung der Vorstellung eindeutiger Geschlechteridentitäten. So werden das Spiel mit Gattungen sowie inhaltliche und sprachliche Spielformen im Text konstitutiv für zahlreiche ästhetische Ausdrucksformen. An Werken von Gertrude Stein, Claude Cahun und Kay Sage werden ästhetische Verfahren der Selbstbefragung von Frauen der historischen Avantgardebewegungen untersucht. Die Studie erschließt z.T. unbekannte, gleichwohl bedeutende Schöpfungen weiblicher Avantgardisten und versteht sich zugleich als Beitrag zur Erforschung der Subjektkonzepte der Moderne, insbesondere der Avantgarde.weiterlesen