Im Jahr 1749 besuchte Johann Christoph Gottsched Wien; über seine Eindrücke berichtete er an der Universität Leipzig in einer lateinischen Rede 'Singularia Vindobonensia'. Nach der kaum beachteten Schrift des Aufklärers betitelt, will die Reihe lateinische Literatur des (früh)neuzeitlichen Österreich (mit Schwerpunkt Wien) in Texteditionen und Einzeluntersuchungen erschließen.
Im Anschluss an Roland Barthes, Michel Foucault, Julia Kristeva und Gérard Genette ist die Diskussion um „den Autor“, seinen „Tod“, seine „Rückkehr“ und „Funktion“ in den Geisteswissenschaften omnipräsent. Gerade die Klassische Philologiemit – wie an der Universität Wien – angeschlossener latinistischer Mediävistik und Neolatinistik ist aufgrund ihrer diachronen Dimension in besonderer Weise mit vielfältigen Autorkonzepten im historischen Medienwandel konfrontiert. Oral poetry, göttliche Autorisierung durch Inspiration und die Anfänge fiktionalen Erzählens gehören ebenso zu ihren Forschungsgebieten wie die biographistisch-allegorische Dichterinterpretation der antiken Literaturwissenschaft und der Versuch, Autortexte in kritischen Editionen zu rekonstruieren. Der dritte Band der Singularia Vindobonensia präsentiert die Ergebnisse der Ringvorlesung 'Autorschaft • Konzeptionen, Transformationen, Diskussionen', die im Rahmen eines Förderprogramms zur Intensivierung fächerübergreifender innerfakultärer Zusammenarbeit am Institut für Klassische Philologie, Mittel- und Neulatein im Sommersemester 2011 stattfand. Dabei wurden Autorschaftskonzepte von Hesiod bis Elfriede Jelinek aus der Perspektive unterschiedlicher Disziplinen vorgestellt.weiterlesen