Bananenangst
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Die 23-jährige Scarlett sieht ein, dass ein BMI von 15 nicht mehr lustig ist. Vor allem ihr Bruder Robin (26 Jahre) hilft ihr dabei, ihre Krankheit einzusehen. Ihr ganzes Leben lang war sie übergewichtig und nahm in den letzten Jahren durch Sportzwang und Mangelernährung viel ab. Im Sommer lässt sich die Soziologie-Studentin in eine Klinik mit einer psychosomati-schen Station einweisen. Das erste Therapie-Ziel ist die Gewichtszunahme. Dazu formuliert sie mit ihrer Psychotherapeutin, Dr. Kleist, einen Gewichtsvertrag, welcher festhält, bis wann sie unter welchen Umständen wie viel Gramm zugenommen haben soll. Bei Einhaltung des Vertrages darf sich Scarlett mit kleinen Dingen, wie einem Filmabend, selbst belohnen. Das fällt ihr jedoch schwer. Ihr Selbsthass sitzt tief und lässt kaum zu, dass sie sich eine Minute zur Erholung gönnt – oder gar eine Banane.
Bereits am ersten Tag trifft Scarlett auf ihre Bezugspflegerin, Frau Best (25 Jahre), in die sich Scarlett allmählich verliebt. Von Frau Bests Herzlichkeit und Menschlichkeit fühlt sie sich angezogen. Dabei fällt es Scarlett schwer, ihre Gefühle zuzulassen, weil ihr Leben von Bin-dungsängsten bestimmt wird. Zudem hatte sie noch nie eine homoerotische Beziehung. Sie macht sich Sorgen, ihre Liebe könnte nicht erwidert werden, also stößt sie alle Menschen von sich. Einsamkeit ist die Folge ihres Verhaltens, was sie im Laufe ihrer Therapie erkennen wird.
„Du weißt, dass es schlimm ist, wenn Gedanken ums Essen deinen Tag strukturieren. Wenn du trotz Muskelkalter nicht mit dem Sport aufhören kannst. Du weißt, dass es schlimm ist, wenn du vor Bananen Angst hast. Denn wenn dir schon Bananen Angst ma-chen, kannst du vor nichts mehr sicher sein. Am wenigsten vor dir selbst.
In der Klinik sind nicht nur Ess-, sondern auch Schmerz- und Stresspatienten stationiert. Sie alle eint, nicht als das zu gelten, was die Gesellschaft „normal“ nennt. Der Austausch mit an-deren Patienten tut Scarlett gut. Schnell findet sie Menschen, die sie in ihrem Leben nicht mehr missen möchte. Besonders der untergewichtige Familienvater und Architekt Pascal er-leichtert Scarlett den Therapiestart und gibt ihr hilfreiche Tipps zum Überleben des Klinikall-tags. Zu ihren neuen Bekanntschaften zählen ferner die gläubige Lehrerin Emma, die Schott-land liebende, unter Migräne leidende, Nelly oder Florian: ein empathischer Mechaniker, dem nachgesagt wird, er könne keine Gefühle zeigen. Ihre neuen Freunde und das Pflegepersonal geben Scarlett Rückmeldung über ihre kommunikative Art, was die Studentin irritiert. Sie selbst hält sich für schüchtern, unbeholfen und unbeliebt. Trotz vieler schöner Spieleabende in der Klinik erlebt Scarlett immer wieder Rückschläge, in denen sie sich zu dick fühlt und ihre Anorexie nicht anerkennen kann. Auch das Sportverbot in der Klinik belastet ihre diszipli-niert-durchstrukturierte Persönlichkeit. Diese Schwermut kann Scarlett vor allem in der Kunsttherapie abbauen. Zu Beginn verschließt sie sich der Therapie, doch nach mehreren Wochen findet sie eine Verbindung sowohl zur Therapeutin als auch zu Stift und Papier. Durch die Kunst stellt sie die Liebe zu ihrem Bruder symbolisch dar, was ihr während der Klinikzeit eine enorme Stütze ist. Ob Singen in der Klinikkapelle, Ernährungstherapie, Grup-pensitzungen oder Ausflüge in Restaurants: Scarlett lässt sich immer mehr auf das Thera-pieprogramm ein und versucht, hinter die Gründe ihres Selbsthasses zu kommen und an ihrer Körperschemastörung zu arbeiten.
Auch beim Essen macht Scarlett kleine Fortschritte, kann langsam wieder „Tabu-Lebensmittel“ wie Pudding, Nudeln oder Schokolade essen. Noch weint sie dabei und ent-deckt in Zusammenarbeit mit Dr. Kleist immer mehr die Verstrickung von Selbsthass, Ernäh-rung und Sportzwang. Sie gibt sich die Schuld für die Scheidung ihrer Eltern und das un-glückliche Leben ihrer Mutter. Für Scarlett ist Gewichtsabnahme mit Erfolg verbunden. Sie denkt, dass jedes Gramm weniger sie zu einem erfolgreicheren Menschen macht, der vor al-lem bei der Mutter Anerkennung findet. In der Klinik erfährt sie Verständnis durch Frau Best. Die beiden Frauen haben viele Gemeinsamkeiten und mittlerweile einen beinahe freund-schaftlichen Umgang. Eine besonders depressive Phase erlebt Scarlett, als sie Frau Best auf ihre Zuneigung aufmerksam macht, diese aber daraufhin die Bezugspflege von ihr abgibt. Hinzu kommt, dass Pascal und andere Freunde entlassen werden und Scarlett wieder einsam ist. Dennoch kämpft sie sich durch Zwischenmahlzeiten, traumatische Erinnerungen an ihre Kindheit und isst seit Jahren ihre erste Banane. Sie beschließt, für die Zeit nach ihrer Klini-kentlassung einen Chor zu suchen, um weitere soziale Kontakte zu knüpfen und ihren Traum, Sängerin zu werden, wieder aufleben zu lassen.
Regelmäßig triggert Dr. Kleist Scarlett in den Einzelsitzungen, indem sie sie auf unangeneh-me Gedanken, Erinnerungen und Familienverhältnisse anspricht. Sie ist es auch, die Scarlett Mut macht, weiter an ihrer Selbstakzeptanz – trotz Gewichtszunahme – zu arbeiten. Zum Ab-schied macht Scarlett Vielen Geschenke. Ein letztes Mal geht sie zu Frau Best, erörtert ihre Gefühle und schenkt ihr ein selbst gemachtes Freundschaftsband.
Am Ende der elf Wochen Therapie ist sich Scarlett ihren seelischen Verstrickungen und Ver-wirrungen völlig bewusst. Sie hat zugenommen und fühlt sich psychisch und physisch kräfti-ger. Zum endgültigen Sieg über die Bananenangst ist es aber noch ein langer Weg.
Nachdem sie entlassen ist, erlebt sie Höhen und Tiefen des Alltags, knüpft wieder Kontakte zu ihren Uni-Freunden und behauptet sich gegen ihren Ex-Freund sowie ihre Mutter.
Gerade die Konfrontation mit ihren Eltern ist ein Trigger für sie, mit dem sie jedoch immer besser umgehen kann. Auch mit ihrem Bruder verbringt sie mehr Zeit. Scarlett arbeitet an ihrer Selbstfürsorge und singt wieder leidenschaftlich. Als sie zu einem Nachsorge-Gespräch in die Klinik geht, trifft sie auf Frau Best, die ihr Freundschaftsband trägt.weiterlesen
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