Beethoven in Japan
Zur Einführung und Verbreitung westlicher Musik in der japanischen Gesellschaft
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Ludwig van Beethoven (1770-1827) war nie in Japan. Dennoch ist sein Name dort heutzutage ebenso geläufig wie in Westeuropa, und seine Werke gehören im Bereich der klassischen Musik hier wie dort zu den meistgespielten. Besonders die Neunte Sinfonie mit dem Schlusschor „Ode an die Freude“ begeistert alljährlich hunderttausende von japanischen Musikliebhabern. Dieses Phänomen ist gemeinhin bekannt. Nur in sehr geringem Maße aber war es bisher hierzulande ein Gegenstand wissenschaftlicher Forschung.
Hier setzt Mattias Hirschfelds Studie an. Der Leipziger Kulturwissenschaftler und Japanologe fragt nach den Voraussetzungen, Formen, Funktionen und Folgen der Rezeption sogenannter klassischer europäischer Musik in Japan seit dem späten 19. Jahrhundert. Dabei geht es ihm nicht nur um die Werke Beethovens, sondern um die Einführung westlicher Musik in Japan allgemein: beginnend mit Militärmusik im 19. Jahrhundert, über Institutionalisierungs- und Austauschprozesse um die Jahrhundertwende, bis zur, nur vorübergehend durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochenen, Ausbreitung in der ganzen japanischen Gesellschaft. Wie war es möglich, dass ein Teil einer Kultur, hier die Musik, in einer anderen aufgenommen wurde? Inwiefern waren die dazu führenden Vorgänge zufällig, intendiert oder gesteuert? Wer hatte dabei welche Interessen? Natürlich war Japan schon lange vor dem Kontakt mit dem Westen ein Land mit einer großen Vielfalt an Musik - wie verhielt sich das Neue zu dem zuvor Bestehenden? Wie veränderte sich das eingeführte Kulturgut durch seine Aufnahme in neue kulturelle und gesellschaftliche Kontexte? Welche Auswirkungen hatte diese Einfuhr auf die aufnehmende Kultur?
Die vorliegende Studie untersucht die Einführung und Rezeption westlicher Musik in Japan weniger unter musikimmanenten oder ästhetischen Aspekten. Vielmehr betrachtet sie den Vorgang im Kontext innergesellschaftlicher Prozesse, als Gegenstand kulturellen Austausches, politischer Interessen und von Bedeutungsgebung und Identifikation. Diese Multiperspektivität, eine Forderung der modernen vergleichenden Geschichtswissenschaft, wird gebündelt in der Frage nach der gesellschaftlichen Bedingtheit musikalischer Praxis. Am Fall Japans soll diese hier sichtbar gemacht werden und könnte somit auch zum Ausgangspunkt einer vergleichenden Geschichte der Musiken in verschiedenen Gesellschaften und ihren Wechselbeziehungen werden.weiterlesen
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