Über Kunst, Katzen und Keramik
Fiktive Gespräche mit Rudolf Sitte zum 100. Geburtstag - Nach seinen biografischen Skizzen "Ein Leben für die Katz' - Splitter der erinnerung und des Nachdenkensl
Produktform: Buch
Prof. Rudolf Sitte (1922-2009), als Maler, Grafiker und Kunstkeramiker den Pionieren der baugebundenen Kunst der DDR zugehörig und seit 1981 Professor an der Dresdner Hochschule, verfasste von 2003 bis 2005 umfängliche biografische Skizzen. Die Aufzeichnungen beschreiben bruchstückhaft ein Bild deutscher und europäischer Geschichte über mehr als 80 Jahre, individuell erlebt, ertragen und kritisch hinterfragt: Kindheit in der Tschechoslowakei, Kriegseinsatz mit Verletzung, Vertreibung der Familie, Kunststudium in Dresden und Greifswald, Hauer bei der Wismut, freischaffende Tätigkeit im Rahmen der Dresdner Genossenschaft "Kunst am Bau", Lehrtätigkeit - und über 25 Jahre Katzenpflege.
Die Maläse für ihn nach 1990, künstlerisch, politisch und sozial, scheint bestürzend: Missachten und Diskreditieren der Lebensleistung, Zerstören von Arbeiten, Rentenkürzung... Seine Bilanz lässt ihn zugleich nach den Ursachen des Scheiterns seiner Lebensidee, einer kommunistisch beeinflussten, suchen. Am Ende seines Lebens voller Erfahrungen und kritischer Auseinandersetzungen mit Freunden, Kollegen und Wissenschaftlern spricht Sitte von drei erlebten "Revolutionen", die immer von "oben" und nie von "unten" kamen. Seine Äußerungen zu sozialen und künstlerischen Fragen offenbaren ein kritisches , dialektisches Denken Marx'scher und Brecht'scher Intentionen. Er appelliert an die gesellschaftliche Verantwortung des Künstlers wie seiner Mitmenschen, das Leben und die Natur zu schützen. Die Aussagen zu Krieg und Frieden sind von außerordentlicher Aktualität. Sein Traum - eine objektive und differenzierte Aufarbeitung der bildenden wie architekturbezogenen Kunst in Ost und West. Das Kunstschloss Hermsdorf könnte dafür gute Dienste leisten.
Der Autor Reinhard Kärbsch versucht, zum 100. Geburtstag des Künstlers am 13. Mai 2022 den skizzenhaften, oft ungeordneten Text seines Freundes in eine lesbarere Fassung zu bringen. So hat er nachträglich dem Geschriebenen Fragen zugeordnet und durch 18 fiktive Gespräche mehr Übersicht in das interessante und kreative Leben eines deutschen Künstlers gebracht. Zahlreiche Recherchen und Zuarbeiten, als Anmerkungen angefügt, ergänzen die Sitte-Arbeit und machen diese so zu einem Zeitdokument für gesellschaftliche Umbruchsituationen der vergangenen hundert Jahre in Deutschland.weiterlesen