»Wir sind was wir sind / einzig durch die Summe unserer Niederlagen«. In geistiger Verwandtschaft mit einer Philosophie des Scheiterns nach Emil Cioran bewegt sich Boško Tomašević in seinen Gedichten über vorbereitete Niederlagen durch die »hellindigofarbene Finsternis« menschlichen Seins und Sinnsuchens. In 56 ebenso bewegenden wie berückend schönen Gesängen spürt der Dichter dem Wesen der Geschichte und unser aller Geschichten nach, deren ausgemachtes Ende vom Anfang her zu denken und festzustehen scheint: »so ist das hier / man stirbt in seinem Leben / und der Tod ist bis dahin / nicht«. Wie bei Epikur versteht sich Leben hier als sterben lernen, wobei der Zweifel und das Hinterfragen aller Weltdinge Gelassenheit lehren. Der Tod ist dabei ambivalent: Lehrmeister einer Schule der Vergeblichkeit und zugleich Voraussetzung der Möglichkeit von Auferstehung. Und so gerät auch dem Dichter die zweifelhafte Natur aller Dinge zuletzt zum Trost: »ein heiteres Wissen von den Niederlagen« und »Anhangen an die zarte Gleichgültigkeit der Welt«.weiterlesen