BERNHARD GRÜNBERG - ALLEIN IN DIE FREIHEIT
WIE EIN EMSLÄNDISCHER JUNGE HITLER ÜBERLEBTE
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Dies ist die Lebensgeschichte von Bernhard Grünberg sel. A. aus Lingen
an der Ems (1923–2021). Gäbe es die Geschichte des vergangenen Jahrhunderts
nicht, würde es ein Buch über diesen ganz normalen emsländischen
Jungen sehr wahrscheinlich nicht geben. Weil aber die deutsche
und europäische Geschichte Bernhard aus seinem normalen Leben herausriss
und ihn von einem Emsländer zu einem Engländer werden ließ,
schreiben wir seine Geschichte auf.
„Allein in die Freiheit“ ̶ dieser Titel geht darauf ein, dass Bernhard
der Unfreiheit in Nazideutschland durch einen „Kindertransport“ entkommen
konnte. „Allein“, weil er nicht nur ohne seine Eltern fliehen
musste, sondern weil er lange Jahre seines Lebens einsam war, beginnend
mit der Abwendung vieler sogenannten „Freunde“ von ihm, dem
jüdischen Jungen.
Sein Ziel, hundert Jahre alt zu werden, hat unser Freund Bernhard
leider nicht erreicht. Das Corona-Virus, das ihn tötete, verhinderte dies
ebenso wie seinen Wunsch, das Erscheinen dieses von ihm sehnlichst
erwarteten Buches zu erleben. Aber er wurde fast 98 Jahre alt. Er überlebte
Adolf Hitler, den Obersten der Nazi-Verbrecher, um 75 Jahre.
Es ist für uns ein großes Glück, dass Bernhard unsere Arbeit an diesem
Buch über eine lange Strecke eng begleitet hat. Sein wacher Geist
und sein enormes Erinnerungsvermögen ermöglichten ihm bis kurz vor
seinem Tod, jeden unserer Schritte zu verfolgen, von jedem unserer Interviewpartner
zu erfahren und uns in vielen Telefongesprächen und
Briefen Auskunft zu erteilen.
Wie Bernhard Grünberg den Naziterror überlebte und wie sein Leben
vom mittellosen fünfzehnjährigen Flüchtlingsjungen zum Ehrenbürger
von Lingen (Ems) und beeindruckendem Zeitzeugen verlief, können
wir nur darstellen, indem wir auf die in deutschem Namen verübten
Verbrechen eingehen, die das Leben der Lingener Familie Grünberg bestimmten.
Wir konnten neben anderen Quellen auf viele Selbstzeugnisse von
Bernhard Grünberg und zahlreiche Gespräche und Telefonate mit ihm
zurückgreifen.
Alle Passagen dieses Buches, die von ihm selbst stammen, haben wir
kursiv gesetzt.
Im ersten Kapitel „Vom Himmel zur Hölle: Kindheit in Lingen“ beschreiben
wir die ersten fünfzehn Jahre im Leben Bernhards, seine
Kindheit also. Darin wird auch deutlich, warum wir uns – außer selbstverständlich
in Zitaten – für die Schreibung „Bernhard Grünberg“ entschieden
haben. Die meiste Zeit seines Lebens lautete sein Name „Bernard
Grunberg“, seitdem er 1947 britischer Staatsbürger wurde. Häufig
wird der Name „Bernard Grünberg“ verwendet. Er wurde jedoch als
„Bernhard Grünberg" geboren. Hätte es den Naziterror nicht gegeben,
hätte er diesen Namen sein Leben lang getragen. Viele Entscheidungen
traf er mit dem Wunsch, dass der Name „Grünberg“ in Lingen erhalten
bleibe. Bernhard konnte dieses Buch nicht mehr gedruckt in Händen
halten, aber er konnte viele Manuskriptseiten lesen und er war mit dieser
Schreibweise einverstanden. Gelegentlich kürzen wir auch „BG“ ab.
Das zweite Kapitel „Freiheitsgefühle und Terrorerfahrung - Die Umschichtungsstelle
in Berlin“ beschreibt einen zeitlich kurzen, aber entscheidenden
Abschnitt in Bernhards Leben.
Zwangsläufig sehr viel umfassender ist die Darstellung im dritten Kapitel
„Terror der Nazis gegen Juden und andere“. Deutlich wird dabei,
dass bösen Gedanken böse Worte und diesen oft böse Taten folgen.
Unter der vierten Überschrift „Fluchtmöglichkeiten?“ setzen wir uns
mit der nicht selten geäußerten Auffassung auseinander, „die Juden"
hätten doch einfach Nazideutschland verlassen können, dann hätten sie
überlebt.
Im fünften Kapitel „Rettung durch Kindertransport“ beschreiben wir
im Zusammenhang mit Bernhards Lebensrettung die Hintergründe
und Durchführung der außergewöhnlichen Ausreisemöglichkeit tausender
jüdischer Kinder aus Nazideutschland 1938/39.
Das sechste Kapitel „Leben und Überleben in der neuen Heimat“
stellt das Leben Bernhard Grünbergs in seinem Aufnahmeland
Großbritannien, oder – wie er es immer nannte – England dar.
„Verschweigen und Erinnern“, das siebte Kapitel, beschreibt den Umgang
mit den Nazi-Verbrechen, mit TäterInnen und MitläuferInnen, der
Nichtachtung der Opfer des Naziterrors in der Nachkriegszeit und den
Beitrag von Verfolgten der Nazis zur Durchbrechung des Verschweigens.
Wie Bernhard Grünberg 1986 fast 50 Jahre nach seiner Vertreibung
zurück nach Lingen (Ems) kam und wie er im Emsland zu einer führenden
Person in der Erinnerungsarbeit wurde, beschreiben wir im achten
Kapitel „Wille zur Versöhnung.“
Bernhard Grünberg, der unermüdlich Zeugnis vom Mord an seinen
Eltern und seiner Schwester sowie von seinem Leben und den diesem
zugrundeliegenden Naziverbrechen ablegte, berichtet darüber im neunten
Kapitel „Erzählen vom Naziterror – Zeitzeugenarbeit“ weitgehend
selbst.
Das zehnte Kapitel befasst sich mit Bernhards hohem Alter, seinem
Tod und seiner Beisetzung auf dem jüdischen Friedhof in Lingen (Ems).weiterlesen
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