Bestandsentwicklung von invasiven Pflanzen auf Verkehrsnebenflächen
Eine Folgeuntersuchung auf ehemaligen Dauerversuchsflächen des BMDV
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Heft 1143: Bestandsentwicklung von invasiven Pflanzen auf Verkehrsnebenflächen
– Eine Folgeuntersuchung auf ehemaligen Dauerversuchsflächen des BMDV
F. Molder N. Claßen, T. Gaar, K. Jidkova, B.Roger
240 S., 187 Abb., 86 Tab., ISBN 978-3-95606-680-1, 2022 € 27,00
In den 1980er Jahren hat das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) Dauerversuchsflächen an Bundesfernstraßen etabliert, um den Einfluss von Pflegemaßnahmen auf das Straßen-begleitgrün zu erforschen. In dem 2019 von der Bundesanstalt für Straßenwesen initiierten Projekt „Bestandsentwicklung von invasiven Pflanzen auf Verkehrsnebenflächen“ wurde eine Evaluierung der 17 Offenland-Untersuchungsstandorte durchgeführt. Die aktuelle Untersuchung zeigt den Status von Straßenbegleitflächen als Lebensraum invasiver Pflanzenarten auf. Der Vergleich mit den historischen
Daten lieferte u. a. Hinweise auf ausbreitungsfördernde oder -hemmende Faktoren. Auf Grundlage der vegetationskundlichen Auswertungen und von Recherchen bei den zuständigen Betriebsdienststellen wurden Empfehlungen für Pflegemaßnahmen im Verkehrsbegleitgrün ausgearbeitet. Im Verkehrsbe-gleitgrün des bundesdeutschen Fernstraßennetzes wird in der Regel mit dem Schlegelmäher gemulcht, im straßennahen Intensivbereich pro Jahr oder gar nicht. Selbst im Intensivbereich wird damit überwiegend nur zweischürig gepflegt, oft mit einer größeren Pause über den Hoch- und Spätsommer. Auch im Extensivbereich findet der einmalige Schnitt vorwiegend erst im September oder Oktober statt. Gänzlich brachgefallene Flächen werden höchstens im mehrjährigen Abstand einer Gehölzkontrolle unterzogen.
Das gepflegte Straßenbegleitgrün zeigte einen stärkeren grünlandartigen Charakter und war überwiegend artenreicher ausgebildet als die Brachebereiche. Die Brachen wurden zudem oft von wenigen
Saum- oder Ruderalarten dominiert. Durch den Mulchschnitt und eine an die Trophie der Standorte oft nicht angepasste Häufigkeit und Datierung der Pflegeschnitte sind aber auch im gepflegten Straßen-begleitgrün relativ hohe Anteile an Ruderalarten bzw. Stickstoff-, Stör- und Brachezeigern enthalten.Das vorhandene Potential des Straßenbegleitgrüns für den Natur- und Artenschutz wird damit meist nur Un- zureichend genutzt. Die Anzahl der Neophytenarten ist im Untersuchungsverlauf deutlich angestiegen. Nach 8 Arten im Jahr 1984/85 stieg die Anzahl auf 19 Arten im Jahr 2019. Davon sind 7 Arten als invasiv eingestuft. Meist waren nicht mehr als 3 Neophytenarten je Standort vertreten. Die Neophyten bildeten in den im Rahmen des Projektes näher begutachteten Mulden- und Böschungszonen auch keine Dominanzen aus, in den Banketten zum Teil schon. In anderen Bereichen entlang des deutschen Fernstraßennetzes konnten auch in den Böschungen immer wieder dominante Neophytenbestände festgestellt werden. Dabei handelt es sich oft um Staudenknöteriche. Auf den Untersuchungsflächen war das Schmalblättrige Greiskraut (Senecio inaequidens) insgesamt der auffälligste Neophyt, da es mit Abstand an den meisten Standorten auftrat und auch erst nach 1999 in die Bestände eingewandert ist. Die Art tritt vorwiegend im Bankettbereich auf. Das Verbleiben des Schnittgutes auf den Flächen und die relativ großen Pflegeintervalle begünstigen generell nitrophytische Hochstauden. Die Narbenöffnungen im Zuge sporadischer Gehölzrückschnitte, Verbrachungen und speziell im Bankett-bereich z. B. durch Abschälen der Narbe fördern weiterhin Stör- und Pionierzeiger. Die oft als Hoch-stauden ruderaler Standorte einzustufenden Neophyten finden somit im entsprechend gepflegten Verkehrsbegleitgrün oftmals günstige Voraussetzungen. Für die zuständigen Betriebsdienststellen fehlen oft klare oder einheitliche Vorgaben zur Vorbeugung und Bekämpfung von Neophyten und anderen Problemarten. Die Bereitschaft zur Änderung der Pflege in Hinsicht auf die Reduzierung problematischer Arten und auch auf eine Erhöhung der Biodiversität ist bei vielen Dienststellen prinzipiell vorhanden. Jedoch wurde als Voraussetzung genannt, dass dies von den übergeordneten Stellen und der Politik entsprechend gefordert und gefördert werden müsste. Die Pflege des Begleitgrüns an Bundesfernstraßen soll die Gewährleistung der Verkehrsfunktion, einen vertretbaren Aufwand bei der Pflegedurchführung sowie die Berücksichtigung der Belange des Natur- und Arten-schutzes inklusive der Abwehr von schädlichen Entwicklungen (z. B. Neophyten) gleichermaßen berücksichtigen. Auf dieser Basis weiterentwickelte Empfehlungen für die Regelpflege sind • in Intensivbereichen:– zusätzlicher Schnitt in der Reifephase problematischer Arten, – Entfernung des Schnittgutes zumindest in Intervallen, – zeitnahe Sanierung von Stör- und Offenstellen; • in Extensivbereichen: – Differenzierung in grünlandartige Bereiche und Säume, – zweimalige Mahd der Grünlandbereiche mit Mindestschnitthöhen, bei Bedarf Verlagerung in die Reifephase problematischer Arten, – Pflege der Saumbereiche je nach Sukzessionsfortschritt in mehrjährigem Abstand, – Entfernung des Schnittgutes in Intervallen. Als Ergänzung zur Regelpflege werden Angaben zur Definition und Einordnung von Neophytenbeständen sowie Möglichkeiten der Prävention und Bekämpfung vorgeschlagen.weiterlesen
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