Soziale Beziehungen bilden einen der zentralen Untersuchungsgegenstände der Soziologie. Dennoch werden sie dort auf eine merkwürdig eingeschränkte Art und Weise behandelt. Ihre soziologische Erforschung leidet unter einem aktivistischen Vorurteil: Um soziale Beziehungen zu ermöglichen, müssen wir aktiv werden. Wir müssen handeln, kommunizieren, selektieren und konstruieren. Darüber hinaus herrscht ein weit verbreiteter anthropologischer Egoismus, da in der Soziologie in erster Linie Menschen soziale Beziehungen hervorbringen. Beziehungsweisen stellt eine relationale Soziologie vor, die soziale Beziehungen jenseits aktivistischer Vorurteile und anthropologischer Egoismen in den Blick nimmt. Die Existenzweisen und Weltverhältnisse von Subjekten, Systemen und Netzwerken gehen nicht aus deren Aktivität hervor, sondern aus sozialen Beziehungen – und diese können durchaus auch interpassiv sein.
Neben der konzeptuellen Erschließung der Vielfalt interaktiver und interpassiver Beziehungen nimmt diese relationale Soziologie auch die Vielfalt der menschlichen und nicht-menschlichen Akteure und Passeure in den Blick. Neben theoretischen und methodologischen Überlegungen werden zwei empirische Fallstudien präsentiert, die den Perspektivenwechsel dieser relationalen Soziologie illustrieren.
Die zwei sehr heterogenen Beispiele
zeigen, dass man mit dieser relationalen
Soziologie die Beziehungen
zwischen Menschen und Tieren in
sogenannten indigenen Gesellschaften
genauso verstehen lernen kann
wie die immersiven Versenkungen
von Hochfrequenzhändlern in ihre
algorithmischen Systeme.
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