Bildungschancen in Österreich am Beginn des 21. Jahrhunderts
Eine Analyse der räumlichen und soziodemographischen Einflussfaktoren auf die Bildungsbeteiligung der Bevölkerung
Produktform: Buch
Eine gute und umfangreiche Ausbildung nimmt in unserer Gesellschaft, die nicht zu Unrecht als „Wissensgesellschaft“ bezeichnet wird, einen besonderen Stellenwert ein. Dabei stellt sich allerdings die berechtigte Frage, ob alle Menschen die gleichen Aussichten auf den Besuch höherer und weiterführender Schulen und Universitäten haben. Inwiefern sind Ausbildung und Qualifikationen tatsächlich auf Engagement, Lerneifer, Fleiß und Bemühungen jeder einzelnen Person zurückzuführen? Oder ist nicht vielmehr eine gewisse Portion Glück oder Pech im Spiel, wenn es um das Erlangen hoher Qualifikationen geht – beispielsweise jenes Glück, in der Großstadt eines hoch entwickelten Landes mit einem gut ausgebauten Bildungswesen auf die Welt gekommen zu sein, oder das Glück, Sohn oder Tochter der „richtigen“ Eltern zu sein, die einem gehobenen sozialen Milieu angehören und ihr Kind angemessen fördern und unterstützen können?
Obwohl es in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Verbesserungen für bildungsmäßig benachteiligte Bevölkerungsgruppen gegeben hat, bewirken auch noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts Einflussfaktoren wie das Geburtsland, der Wohnort und die Familienzugehörigkeit massive Unterschiede in Hinblick auf die Chancen, höhere Qualifikationen erwerben zu können. Die Untersuchung der am Bildungssektor bevorzugten und benachteiligten Personengruppen ist ebenso wie die quantitative Analyse der aktuell bestehenden Disparitäten im Zugang zu den einzelnen Bildungseinrichtungen das Hauptziel der vorliegenden bevölkerungsgeographischen Arbeit.
Im Rahmen dieses Bandes werden zunächst einige grundlegende Begriffe, Konzepte und Maßzahlen zur Darstellung der Bildungsbeteiligung und des Ausbildungsniveaus der Bevölkerung näher erörtert. Weiters dient ein Überblick über das österreichische Schulsystem als Grundlage für alle weiteren Analysen. Denn erst ein umfassend differenziertes Bildungswesen mit einer Vielzahl an Wahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen Schulformen lässt nennenswerte regionale, soziale oder demographische Disparitäten im Schulbesuch und Bildungsniveau der Bevölkerung aufkommen.
Im umfangreichen empirischen Teil dieses Bandes wird zunächst die Entwicklung der Bildungsstruktur der österreichischen Bevölkerung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nachgezeichnet und einem internationalen Vergleich unterzogen. Der darauf folgende Abschnitt widmet sich dann den wichtigsten Einflussfaktoren auf die Bildungschancen der Bevölkerung. Anhand der Ergebnisse der Volkszählung aus dem Jahr 2001 werden sowohl die Bedeutung des Wohnortes, des Geschlechts und des sozial-familiären Milieus auf die Bildungsbeteiligung der Kinder, Jugendlichen und Jungerwachsenen analysiert als auch die Bildungschancen von Migranten näher untersucht.
Da ungleiche regionale und soziodemographische Bildungschancen in weiterer Folge gravierende Auswirkungen auf die berufliche Positionierung und das Einkommen sowie das Risiko der Arbeitslosigkeit haben, dokumentiert ein abschließendes Kapitel die Zusammenhänge zwischen dem Ausbildungsniveau und der Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung und rundet somit die Thematik des vorliegenden Bandes ab.weiterlesen