Bildungsstätten
Journal für politische Bildung 4/2023
Produktform: E-Buch Text Elektronisches Buch in proprietärem
Die vierte Ausgabe des JOURNALS widmet sich der Bedeutung von Bildungsstätten aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Zwar ist die Bildungsstätte nur einer von vielen und anderen Orten der politischen Bildung, übernimmt jedoch – und das nicht nur historisch betrachtet – mit ihren eigentümlichen Charakter eine besondere Stellung in der Landschaft der politischen Bildung. Als außeralltägliches Angebot bietet sie Menschen an anregungsreichen Orten wie Bildungszentren, Akademien, Tagungsstätten oder Jugendhöfen Raum, Zeit und Gelegenheit für diskursive Begegnung und Kommunikation. Dabei werden nicht nur Seminarreihen und Workshop-Formate, sondern auch lebensweltliche und praktische Bildungs- und Lernmöglichkeiten angeboten.
Doch die Bildungsstätten stehen zunehmend unter ökonomischen und politischen Druck. Bereits seit Jahren schrumpft ihre Landkarte in der Bundesrepublik zusammen und stellt auch große Träger zunehmend vor die Frage, ob und wie sie ihre Bildungsstätte(n) weiter bewirtschaften können. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass rechtspopulistische und rechtsextreme Parteien, Gruppen und Strömungen, Bildungsstätten schließen wollen, weil deren weltoffenes und pro-demokratisches Programm nicht in ihr politisches Meinungsbild passt. Und auch mit Blick auf die Zukunft und die beabsichtigte Mittelkürzung für die politische Bildung im Doppelhaushalt 2024/2025 schaut es für die politischen Bildungsstätten eher düster aus.
Diese Ausgabe entwirft einen Gegenhorizont zu den eher mürrischen und mitunter eklatanten Rahmenbedingungen von Bildungsstätten und betont deren wichtigen Beitrag für die soziale Infrastruktur der politischen Bildung als auch deren handlungspraktische Impulse für die einzelnen Besucher:innen und Teilnehmer:innen. Dabei weitet das
Magazin seinen Blick und schaut über die vermeintlich klassische Jugendbildungsstätte hinaus. Beleuchtet werden neben exemplarischen Einblicken in die Geschichte, Entwicklung und den aktuellen Stand, ausgewählte Perspektiven wie die Bedeutung von Raum oder aber Schwerpunkte wie die Arbeit von Familienbildungsstätten oder
Bildungszentren der Gewerkschaften.
Die Gesamtschau der Eindrücke veranschaulicht das schöpferische Potential von Bildungsstätten als Orte der Demokratie. Denn in einer Zeit zunehmenden Populismus, politischer Polarisierung und gesellschaftlicher Spaltung sind sie wichtiger denn je. Sie bieten Menschen die Möglichkeit, sich mit komplexen gesellschaftlichen
Zusammenhängen auseinanderzusetzen und sich eine eigene Meinung im Austausch mit anderen zu bilden.
Insbesondere in einer Zeit nach dem 07. Oktober ist es wichtig, Bildungsstätten als Orte zu begreifen, an denen Antisemitismus und deren Funktionsweise und Erscheinungsformen thematisiert und reflektiert werden, können und sollten. Nicht nur Fachkräfte der politischen Bildung werden hier mit Basiswissen ausgestattet, um „die
notwendige Handlungssicherheit im Feld der Antisemitismusprävention zu erlangen“ (Grimm in diesem Heft). Orte wie die Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule in Hamburg, die Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main oder die Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz leisten seit vielen Jahren
Pionierarbeit, um nur einige von ihnen zu nennen.weiterlesen
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