Bleeding Rose
Modern Kurdish Poetry
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Kurdische Literatur zwischen Klassik und Moderne - Abdullah Goran (1904-1962)
Man verehrte ihn als neuen kurdischen Nationaldichter, steckte ihn aber ins Gefängnis und verteufelte die politischen Inhalte seiner Gedichte:
„Ich bin schuldig,
abgestempelt vom Volk als verlogen /
mein Lebensweg führt mich ins Gefängnis –
zu Ende geht meine lichthelle Welt."
Da hatte auch die kurdische Literatur ihre Unschuld verloren und den poetischen Kampf mit politischer Unterdrückung aufgenommen. Indem Goran dies vorrangig mit Mitteln der Spracherneuerung und Spracherweiterung unternahm, wurde er in der kurdischen Literatur zum Tintenfisch in der Garage.
Er, der Vater der kurdischen Moderne, schrieb aber auch romantische Oden im Stile Shelleys. Väter der Moderne sind keine Modernisten, und doch zeigen sich in den Gedichten Abdullah Gorans bereits alle Facetten der Bilddekonstruktion, wie sie die zeitgenössische Lyrik kurdischer Sprache zeigt.
Wer war dieser Goran, dessen Gedichte nun in einer umfassenden Auswahl in kurdischer und deutscher Sprache erscheinen?
Abdullah Suleyman Goran kam 1904 in Helebce in Kurdistan/Irak als Sohn einer ehemals aristokratischen Familie auf die Welt. Als junger Mann studierte er in Kerkûk, bevor er in seiner Heimatstadt zunächst als Grundschullehrer, dann als Kassierer im Arbeitsamt von Erbîl seinen Lebensunterhalt verdiente. Im Laufe der vierziger Jahre begann er, sich zunehmend für das politische Leben zu interessieren. Seine politischen Aktivitäten und Ansichten führten schließlich dazu, dass er dreimal verhaftet wurde und Jahre im Gefängnis verbringen musste. Im Zuge der Revolution im Irak 1958 kam er frei und wurde als Held gefeiert. Seine letzten Jahre arbeitete er als Chefredakteur verschiedener Zeitschriften, als Übersetzer aus europäischen Sprachen ins Kurdische und als Dozent für kurdische Sprache und Literatur an der Universität Bagdad. Im Jahre 1962 starb er an Krebs.
Der Name der Anthologie „Blutige Rose“ geht zurück auf ein gleichnamiges Gedicht von ihm und ist zugleich programmatisch für seinen dichterischen Stil: Mit poetisch ungewohnten, ja unbequemen Worten und Bildern nimmt er den Kampf auf mit politischer und gesellschaftlicher Unterdrückung – oder wie es Goran, der Dichter des Volkes, selbst in einem seiner Gedichte ausdrückte:
„Ich sagte: das Volk. –
Nein, die Verräter des Volks,
die Leiter der Institutionen.
Die Feingekleideten sind es, die Schande,
die die Fehler beim Hungrigen sucht."
(Feryad Fazil Omar)weiterlesen
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