Periodikum des Ernst-Bloch-Archivs der Stadt Ludwigshafen am Rhein
Produktform: Buch
Der vorliegende Bloch-Almanach ist ein Jubiläumsband zu Ehren des Philosophen Ernst Bloch. Dafür gibt es reichlich Anlass. Am 8. Juli 2010 wäre der in Ludwigshafen am Rhein geborene Philosoph 125 Jahre alt geworden, am 12. Oktober 1970 wurde ihm die Ehrenbürgerwürde seiner Heimatstadt verliehen und am 3. November 2010 wirkt das nach ihm benannte Ernst-Bloch-Zentrum bereits 10 Jahre in der ehemaligen Direktorenvilla der Walzmühle.
Ernst Blochs Ehrenbürgerschaft im Jahr 1970 kam in der Hochzeit seines Wirkens und seiner internationalen Wertschätzung. Der Träger des Friedenspreises des deutschen Buchhandels war zu einer gehörten Stimme für die junge Generation dieser Zeit geworden. Sein philosophisches und essayistisches Werk, verlegt im Suhrkamp Verlag, erfreute sich höchster Achtung. Die Protokolle des Rats der Stadt Ludwigshafen sind Zeugnisse dieser Würdigung von Ernst Bloch über alle Parteigrenzen hinweg, wie nicht zuletzt die Rede des späteren Bundeskanzlers Helmut Kohl eindrücklich belegt.
Geradezu folgerichtig wurden nach seinem Tod von der Stadt Ludwigshafen bedeutende Grundlagen für eine nachhaltige Bloch-Forschung und -Rezeption geschaffen: Die Gründung des Ernst-Bloch-Archivs 1979, die Auslobung des Ernst-Bloch-Preises 1985, die Gründung der Ernst-Bloch-Gesellschaft 1986, die Gründung des Ernst-Bloch-Zentrums und der Bloch-Stiftung 1997 sind wichtige Stationen auf diesem Weg. Schließlich wurde das Ernst-Bloch-Zentrum im Jahr 2000 in der umgebauten ehemaligen Direktorenvilla der Walzmühle untergebracht, einem symbolischen Ort am Rhein im spannungsreichen Vis-à-Vis von Mannheim und Ludwigshafen. Der neue Tagungs-, Kultur- und Forschungsort avancierte schnell zu einer „späten Heimat“ für Bloch, wo alle Nachlässe untergebracht sind und wo die Weichen für eine wissenschaftliche Rezeption ebenso gestellt sind wie die zeitgemäße, freie Interpretation der in Blochs Werk angelegten utopischen Themen.
Kein Jubiläum jedoch ohne Inhalte im Bezug zum Heute! Vieles spricht dafür, dass der Hoffnungs- und Utopiebegriff Blochscher Provenienz neue Konjunktur hat und wieder häufiger im philosophischen Diskurs wie auch im Feuilleton vertreten ist. In Krisenzeiten und einschlägigen politischen Debatten, die zunehmend langfristig verantwortbare Sichten einfordern, betreten wir in Blochs Philosophie in der Tat auf fruchtbaren Boden. Dieser Jubiläums-Almanach dokumentiert vor diesem Hintergrund zweierlei.
Zum einen bringt er die frühe Würdigung Blochs durch die Stadt Ludwigshafen ins heutige Bewusstsein. Blochs Beziehung zur Vaterstadt, die nicht immer konfliktfrei verlief, erfuhr im Spätwerk eine Reinigung und Klärung in der Einsicht, dass die Spannung zwischen der Arbeiterstadt Ludwigshafen und der Residenzstadt Mannheim sein dialektisches Denken mitgeprägt habe. Diese Perspektive ist auch hilfreich im Zusammenwirken der Städte in der heutigen Metropolregion Rhein-Neckar.
Zum anderen werden ausgewählte Vorträge im „Forum Philosophie“ des Ernst-Bloch-Zentrums hier erstmals abgedruckt und in Verbindung mit kommentierten Bildern aus Ausstellungen mit Günter Grass, Alfred Hrdlicka, Luis Murschetz, Stefan Moses und anderen dokumentiert. Synoptisch gelesen wirken diese Bild- und Wortbeiträge wie ein Panorama des Veranstaltungsprofils des Ernst-Bloch-Zentrums, das sich den Zukunftsthemen unserer Zeit verschreibt.
Der Jubiläums-Bloch-Almanach bedeutet in der zeitgemäßen Lesart von Blochs Schriften eine bewusste Neuorientierung. Der Bloch-Almanach wird sich nach wie vor der Bloch-Rezeption verpflichtet sehen und sich auch weiterhin der profunden Werkexegese widmen. Dabei wird künftig die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit akzentuierter auch auf zeitgenössische Fragestellungen der Utopie gelenkt. Rezeption und Dokumentation sollen sich verstärkt ergänzen und eine breitere Auseinandersetzung mit dem Themenspektrum der Utopie ermöglichen.weiterlesen