BONAN TAGON!
MIA NOMO ESTAS PARZIVAL’
Produktform: Buch
Es gibt Künstlerinnen und Künstler, deren Leben und Werk zu einer untrennbaren Einheit verschmelzen. Jede ihrer Äusserungen, jede Regung, jede Begegnung steht im Dienst eines grösseren Ganzen, einer Mission – das so genannt «normale» Leben findet nicht oder nur noch am Rande statt. Manchmal steckt man diese Künstler in die Art-Brut-Schublade, uns gefällt aber die Bezeichnung «Outsider-Künstler» besser, da sie ja ausserhalb des Kunstsystems arbeiten, unabhängig von Institutionen und frei von gesellschaftlichen Konventionen. Solche Künstlerinnen und Künstler sind selten, doch wir hatten das Glück, in Biel/Bienne einem Outsider-Künstler und Friedensaktivisten zu begegnen, der uns so nachhaltig beeindruckt hat, dass wir sein Wirken und Werk unbedingt einem breiten Publikum zugänglich machen wollen: Parzival’. Seit er vor vielen Jahren seine bürgerliche Existenz abgelegt hat, nennt er sich in Anlehnung an die mythische Figur auf der Suche nach dem heiligen Gral «Parzival’». Das Apostroph als Zeichen seiner Unvollständigkeit darf erst mit der Erfüllung seiner Weltaufgaben durch ein «o» ersetzt und sein Name damit zu Esperanto werden.
Parzival’ wohnt in Sonceboz der Nähe von Biel/Bienne in einem kleinen, zum Gesamtkunstwerk umfunktionierten Bahnwärterhäuschen, das er zum «Sitz der Weltregierung» erklärt hat. «Der selbst ernannte ‹Grünschuhpharao› und ‹Ambassadeur du Soleil› agiert als ‹Weltregierung› und unterwirft sein ganzes Sein und Handeln der Idee des Weltfriedens sowie des ökologischen Bewusstseins. Politisch motiviert, sind seine Agitationen jedoch derart künstlerisch gestaltet, dass sie zur nicht endenden Lebens-Performance geraten», schreibt Dr. Monika Jagfeld, Leiterin Museum Lagerhaus, Stiftung für schweizerische Naive Kunst und Art Brut, St. Gallen. Parzival’s «Lebens-Performance» hat nur ein Ziel: die Etablierung der Plansprache Esperanto zur Sprache der UNO, was wiederum zur Völkerverständigung beitragen und letztlich zum Weltfrieden in einem atom- und CO2-freien Klima führen würde.
Die Figur Parzival’ ist als «Stadtoriginal» zwar vielen Leuten bekannt, sein Werk hingegen ist zu unserem Erstaunen bisher nur von einem kleinen Kreis anerkannt und ernsthaft rezipiert worden. Obwohl Parzival’ seine oft ephemeren Kunstwerke vor allem im Stadtraum, in der Natur, in der Bahn oder in Briefkästen deponiert, sind wir im Zuge unserer Recherchen auf Dachböden und Kellern fündig geworden: hunderte von Zeichnungen, Malereien, Briefen, Collagen, Esperanto-Kursen, Fotografien, selbst gemachten Ausweisen, Banknoten, UFO’s, Antriebsmechanismen, Erfindungen, Taschen, Koffern, Büchern, Heften, Schuhen, Kleidern - kurz, ein überbordender Schatz an Kreativität, den wir mit Hilfe dieser Publikation gerne teilen möchten.
Weltfrieden, Kunst und Esperanto
Parzival’s Werk soll mit dieser Publikation nicht nur seinen verdienten Platz in der Kunstgeschichte erhalten, es geht vielmehr darum, seine hochaktuelle Anliegen einem breiten Publikum bekannt zu machen. Denn die Fragen, welche Parzival’ mit seinen Auftritten, Bildern und Schriften stellt, gehen in Zeiten von Monsterstürmen, Gletscherschmelze, Permafrost, Syrien, Lybien, Trump, Kim Jong-un und Putin uns alle etwas an. Seine Antworten sind nie verzweifelt, sondern von unfassbarer Leichtigkeit und Einfachheit – doch nie naiv. Dass sein Wirken uns trifft, liegt in der Dringlichkeit der Probleme, die er anspricht. Sein Humor und seine konsequent pazifistische und ökologische Haltung machen seine Erscheinung und sein Handeln zu einer aussergewöhnlichen Setzung, die mit dem Alltag verquickt direkten Zugang zu den Menschen findet.
Monographie und Künstlerbuch in einem
Die geplante Publikation ist zweiteilig: Der monografische Teil beinhaltet eine kunsthistorische Verortung (Frau Dr. Monika Jagfeld), eine philosophische Annäherung (Dr. Armin Wildermuth), ein Interview (Tom Kummer – ja, DER Tom Kummer!), und eine umfassend bebilderte Werkschau auf über 400 Seiten. Der zweite Teil ist ein Künstlerbuch in Form eines Esperanto-Lehrmittels, denn Parzival’ lehrt und kommuniziert in der Plansprache Esperanto, die 1887 vom polnischen Augenarzt Ludwik Zamenhof zur Völkerverständigung und Friedensförderung kreiert wurde. Seine Esperanto-Kurse bestehen aus frechen, überraschenden Collagen und Texten, die mit viel Schalk und Nonchalance die aktuelle Weltlage kommentieren. Das Lehrbuch wird in alle UNO-Sprachen und unsere Landessprachen übersetzt, der monografische Teil erscheint auf Deutsch, Englisch und Esperanto. Gestaltet wird die Publikation von Barbara Ehrbar vom renommierten Bieler Superbüro, fotografiert hat neben Delphine Schacher, Rolf Neeser, Heini Stucki, Enrique Garcia Munoz, Rudolf Steiner und Barbara Meyer Cesta auch Parzival’ selbst.weiterlesen