Im Grunde war Weisweilers Borussia ein deutsches Fußballwunder. Sie erfand das überfallartige Flügelspiel, sie verlor entweder tragisch oder gewann hoch, mitunter zweistellig, und an einem milden Oktoberabend 1971 sogar gegen den Weltpokalsieger Inter aus Mailand 7:1. Der Reporter von La Stampa meldete zur Halbzeit einen „. vernichtenden Nibelungenangriff, nur der Ausfall des Flutlichts könnte Inter retten“. „Netzer, Vogts und Heynckes Jupp“, skandierten die Fans, „holen den Europacup.“ Cup mit u, logisch. Inter rettete damals eine Cola-Dose, doch das ist eine andere Geschichte.
Netzer, Vogts und Heynckes Jupp kamen, wie die meisten „Fohlen“, vom Niederrhein. Junge Burschen, unbekümmert, talentiert, ehrgeizig. „Wir waren“, wie Herbert Laumen sagt, „einfach nur happy, am Samstag Fußball spielen zu dürfen.“ So kam alles zusammen. Vogts konnte grätschen, Wimmer konnte rennen, Torhüter Kleff fast fliegen. Und Netzer, ihr grandioser Stratege im Mittelfeld, sorgte auch abseits des Platzes für Glamour. Netzer hatte langes Haar, eine Diskothek und fuhr Ferrari. Der erste Popstar des deutschen Fußballs.weiterlesen