Camera Austria International 153/2021
Produktform: Buch
In ganz unterschiedlicher Weise beschäftigen sich die in der vorliegenden Ausgabe vorgestellten Künstler*innen mit den Möglichkeiten, in der Vergangenheit liegende Erfahrungen, die auch koloniale oder antisemitische Gewalt miteinschließen, zu thematisieren, sie zu reaktualisieren und sie in einem zeitgenössischen Kontext nutzbar zu machen. Belinda Kazeem-Kamiński behandelt in ihren Filmen, Fotografien und Assemblagen die Zurschaustellung und gleichzeitige Unsichtbarkeit Schwarzer Menschen in Österreich und folgt den Spuren verdrängter Geschichten, die nicht nur hier, sondern in zahlreichen Archiven der westlichen Welt im Verborgenen gehalten werden. Christine Meisner, die sich in ihrem umfassenden Rechercheprojekt Unschärfe im Möglichen seit 2017 mit dem Archiv der antisemitischen Wochenzeitschrift Der Stürmer (1923 – 1945) auseinandersetzt, kontextualisiert in akribischen Aufzeichnungen die Bilder, die der Redaktion von begeisterten Leser*innen zugesandt wurden, und stellt die Frage nach deren Mittäterschaft am Verbrechen des Holocaust. Auch Rahima Gambo beschäftigen die Spuren der Vergangenheit, die sie in ihrer Serie A Walk (seit 2018) assoziativ und in Form psychogeografischer Notizen zusammenfügt. Im Zentrum des Beitrags von Heba Y. Amin steht das 2011 begonnene Project Speak2Tweet, welches sie zehn Jahre, nachdem die ägyptische Regierung aufgrund der sich ausweitenden politischen Proteste einen Internet-Shutdown beschlossen hatte, erneut befragt. Christian Nyampeta thematisiert in seiner Arbeit die Möglichkeiten des Zusammenlebens und -arbeitens in einer von Differenzen geprägten Welt und berichtet über sein Projekt École du soir, das er seit 2009 in verschiedensten Kontexten weltweit umgesetzt hat.weiterlesen