Bei der Reise, die Curriculum vitae heißt, wird der Koffer nicht vor, sondern nach Antritt gepackt und füllt sich erst unterwegs – anfangs mit Illusionen, dann mit Erfahrung. Was sich schließlich darin findet, hängt ab von der geschichtlichen Lage. In unserer projektlosen Postmoderne besteht das Gepäck aus objektiver Ironie und subjektiver Wehmut – bewirkt vom unersetzbaren Verlust des Sinns. Wer sich ein wenig erinnern will, bevorzugt Verse nach überliefertem Klang und Reim – die revoltistische Zertrümmerung von Syntax und Bedeutung wirkt nicht mehr progressiv, sondern antiquiert. Die Avantgarde von heute vermeidet Intransparenz und kleidet sich altmodisch.
Arnhelm Neusüss lehrte an der Freien Universität Berlin zur Geschichte des gesellschaftstheoretischen Denkens. Er bedachte und vermittelte als Hochschullehrer die Geschichte der gesellschafts- und politiktheoretischen Konzeptionen. Seit Ende der Dienstzeit versucht er, seine Einsichten mit seinen Erfahrungen zu verbinden. Dem folgt die lyrische Form.
Letzte Publikationen: BilderBuch. Poesie, 2012; Selbst Referenz. Gedichte auf dem Plateau, 2014; Der Deutsche Geist – ohne Glauben, Eine postmoderne Verteidigung, 2016; SicherheitsAbstand. Gedichte. Mit einer Skizze über Abschiede, 2016; ZielSetzung, 2017.weiterlesen