„Malen wie Caravaggio mit dem Humanismus eines Goya“ - so kündigt Thomas Lange seine neue künstlerische Untersuchung an. Er erschafft Farbkompositionen von seltener Sensibilität in aufsteigenden oder kreisenden Bewegungen, in linearen Strudeln und sich materialisierenden Vergegenwärtigungen. Licht tritt ein, um die kaum sichtbare Anwesenheit von Engeln oder das Antlitz Christi wahrzunehmen. Davide Sarchioni
Der unmittelbare Eindruck, den seine Bilder hinterlassen, ist der eines imaginären „Schlachtbetriebs“ der Geschichte. Dieser Raum wirkt derart vollgestopft und zerquält, dass er an einen rauschhaften Geisteszustand denken lässt. Lange steht tatsächlich für sich und entzieht sich konsequent aller deutenden Vermutungen, jeder selbstverliebten Gegenständlichkeit und klaren figuralen Darstellung. Er rückt die finstere Vermutung einer ketzerischen, negativen Absicht in weite Ferne. Seines ist offenbar das ewige Ringen der Malerei zwischen dem Verlangen nach der möglichst unverfälschten Inspiration und der Sorge um die Reflexion, die den Künstler durch das Labyrinth des Unerforschten, das doch ans Licht kommen will, begleitet.
Claudio Strinati
Inspirationsquelle für das neue Werk von Thomas Lange ist Caravaggio als der eigenwillige, leidenschaftliche, wilde Interpret biblischer Themen, der mit seinen Darstellungen aus überlieferten ikonografischen Schemata ausbricht; der Caravaggio, der die biblischen Gestalten in die Wirklichkeit seiner Zeit eintaucht und für ihre Inszenierung auf die eigenen Zeitgenossen zurückgreift, die den Bildern ohne ihr Wissen Gesichter und Körper leihen. Für Thomas Lange wird Caravaggio zum reinen „Vorwand der Erinnerung“.
Texte: Claudio Strinati, Jürgen Lenssen, Laura Andreani, Tolmino Piazzai, Davide Sarchioni, Mutsuo Hirano, Thomas Lange, Willy van den Busscheweiterlesen