Der Philosoph und Schriftsteller Carl Dallago (1869–1949) war ein Einzelgänger; er kämpfte nicht nur gegen die Philister und gegen alle Institutionen, die aus seiner Perspektive die Natur ruinierten, er fand auch am Dekadenzbewusstsein seiner Zeit keinen Gefallen, und dem Fortschrittsglauben der Moderne stand er ebenfalls mehr als skeptisch gegenüber. Als erster Weggefährte Ludwig von Fickers, als wichtigster Beiträger der Zeitschrift „Der Brenner“ in dessen Anfangsphase, als Autor höchst merkwürdiger philosophischer und kulturkritischer Arbeiten, als überzeugter Pazifist und Gegner des Faschismus, des falschen Spiels von Staat und Kirche, wie er es nannte, blieb Dallago doch die meiste Zeit allein, in seinem Verständnis: ausgesetzt. Ein Rebell, in einem sozialmoralischen Milieu, in dem Rebellion noch keineswegs als geradezu konstitutives Element des kulturellen Systems gesehen worden ist.
Die Beiträge dieses Sammelbandes unterziehen das Werk und die Bedeutung Carl Dallagos einer interdisziplinären Betrachtung aus den Blickwinkeln der Philosophie, der Literaturwissenschaft, der Kunstgeschichte und der Theologie. Dabei wird einerseits das politische Engagement des Autors, anderseits auch seine Position im literarischen Leben der Zeit umfassend dargestellt und gewürdigt. Über Dallagos Rolle in der Zeitschrift „Der Brenner“ und über die Strahlkraft seiner Essays gehen die Meinungen nach wie vor ziemlich auseinander.
Mit Beiträgen von Andrea Aguti, Silvano Bassetti, Anita Bertoldi, Luisa Bertolini, Ermenegildo Bidese, Fabrizio Cambi, Luca Cristellon, Karin Dalla Torre, Paola Maria Filippi, Hans Gerald Hödl, Johann Holzner, Allan Janik, Endre Kiss, Walter Methlagl, Michele Nicoletti, Grazia Pulvirenti, Paul Renner, Eberhard Sauermann, Stefano Semplici, Ilse Somavilla, Pietro Tomasi, Renato Troncon, Anton Unterkircher, Silvano Zucalweiterlesen