Tomás González ist bekannt dafür, dass seine literarischen Figuren dem Leser unvergesslich bleiben. Das gilt sowohl für die ›Helden‹ seiner Romane – den sterbenden Horacio in Horacios Geschichte und den glücklosen Aussteiger J. in Am Anfang war das Meer – als auch für die zahlreichen Nebenfiguren. Auch von den Protagonisten der drei in diesem Band vereinten Erzählungen kommt man nicht mehr los.
Boris ist ein Maler, den der Tod eines geliebten Menschen aus der Bahn wirft und der nach seinem langsamen Abstieg in die Welt der Gestrandeten in New York sich in einer neuen Lebensform fängt. Carola Dickson, eine verschrobene ältere Lehrerin aus Brooklyn, macht sich nach ihrer Pensionierung in einem untauglichen Segelboot auf, um die Menschheit zu retten. Und William, ein erfolgreicher Unternehmer in Cali, ist von seiner Tanzleidenschaft so besessen, dass er zu einem gespaltenen Menschen wird und ein Doppelleben führt.
Zwei der Protagonisten, Boris und William, sind Menschen, die sich wandeln; Carola Dickson dagegen ist eine unverbesserliche Weltverbesserin, die ihr Vorhaben bis zum unvermeidlichen Ende hartnäckig verfolgt. Alle drei sind gegenüber der Welt, aus der sie kommen, Rebellen. Doch obwohl Boris zum Stadtstreicher wird, Carola Dickson Schiffbruch erleidet und William sich zum Schluss als Strassenverkäufer durchschlagen muss, sind dies keine Geschichten des Scheiterns. Es sind Reisen an die Grenze der menschlichen Erfahrung, Erzählungen von der Freiheit und Würde des Menschen, von seiner Grösse.
'Darin liegt die Kunst des Tomás González, den Einzelnen so ernst
zu nehmen, dass er ihm in seinem Scheitern Würde, in seinem Selbstbetrug Grösse gibt und sogar in seinem Sterben auf wunderbare Weise so etwas wie Lebenskraft zu entdecken
vermag.' Neue Zürcher Zeitungweiterlesen