Susan Sonntag behauptete einmal „Der springende Punkt beim Fotografieren von Menschen ist, dass man sich nicht in ihr Leben einmischt, sondern es nur besichtigt.“ Meisterfotograf Matze David beweist ihr das Gegenteil: Er ist teilnehmender Beobachter durch und durch, lange bevor wir durch unsere Smartphones alle zu teilnehmenden Beobachtern wurden. Doch Matze hinterlässt uns keine verwackelten Pixelhaufen, seine Fotos sind keine Zufallsprodukte. Wie ein moderner Henri Cartier-Bresson wählt er blitzschnell Blende, Verschlusszeit und Quadrierung und drückt dann schneller und präziser ab als Chris Kyle, nur liebevoll statt tödlich.
Seine Bilder zeigen Partyszenen, Spontanportraits, Zeitschriftencover, Mode, Elend, Wahlplakate. Einen CDU-Politiker fotografierte er für dessen Kampagne einmal ohne geschlafen, geschweige denn überhaupt ansatzweise ausgenüchtert zu haben. Ob der Mann die Wahl gewann, ist nicht überliefert. Ist auch völlig egal, denn wir gewinnen, und zwar einen Rückblick in die Zeit, als sich die Kastanienallee ihren Spitznamen Castingallee verdiente.weiterlesen