Der Titel Chorfantasie dient als Dach über der raffinierten Montage, die der Regisseur B. K. Tragelehn aus Gesprächsprotokollen und Podiumsdiskussionen [hauptsächlich mit Henning Rischbieter], Briefen, Probennotizen, Memorabilien etc. zusammengeschraubt hat. Praktische Erfahrungen werden reflektiert und darin das Denken von Benjamin, Brecht, Heiner Müller fortgeführt. Aus der Denkbewegung im Material – es ist eine Überraschung – entsteht – woher kommt’s? aus der Ecke der politischen Niederlage – so etwas wie das Bild eines Theaters der Zukunft. Ein Röntgenbild, in dem eine Struktur sichtbar wird, ausgerichtet auf eine Gemeinschaftlichkeit, in der die Freiheit jedes Einzelnen Bedingung der Freiheit aller ist [Karl Marx]. Wozu wir noch Zuschauer und Schauspieler sagen – wird es bleiben, was es war, was es ist? Was war der antike Chor? Wer oder was kann das jetzt sein? Was kann er werden? Das Theater wird seine Funktion nicht finden, solange es sich aus der Teilung in Spieler und Publikum konstituiert [Heiner Müller].weiterlesen