Was bedeutet Zeitgenossenschaft, wenn die Gegenwart politisch und subjektiv durch eine umfassende Zustimmung zum Staat gekennzeichnet ist? Was tun, wofür und wozu sich entscheiden, wenn es heute anscheinend keine »Politik vom Standpunkt der Leute« gibt oder sie sich nur vereinzelt, vorübergehend und ansatzweise auftut?
Nachdem sich im Zuge der 2000er Jahre die organisierte Form der Politik zumindest vorläufig geschlossen zu haben scheint, legt Sylvain Lazarus in diesen 2018 gehaltenen Vor trägen eine Bestimmung unserer politischen Gegenwart sowie dessen vor, was es bedarf, um dieser als solcher gegenüberzutreten. Dies schließt nicht nur eine Analyse der aktuellen Konjunktur und des gegenwärtigen Staates ein, sondern wirft vor allem die Frage nach der Subjektivität auf, wenn diese sich weder auf den unwirksam gewordenen Klassenantagonismus noch eine nichtstaatliche politische Organisation stützen kann. In Fortführung seiner These, das Subjektive sei ausgehend von sich selbst zu untersuchen, statt es von Anfang an in Bezug zu Objektivitäten zu setzen, lotet Lazarus die Möglichkeiten aus, unter denen sich jenseits politisch-staatlicher Organisationen ein Denken der Leute artikulieren kann, das dem Realen Rechnung trägt.
Dieses Vorhaben wird auch von der Annahme getragen, dass weiterhin unklar ist, was dieser Beginn des 21. Jahrhunderts eröffnet und welche politischen Formen dieses hervorbringen wird. Ein nicht unerheblicher Teil der Herausforderung besteht daher auch darin, sich dieser Obskurität anzunehmen und den verwor renen Zeichen auf der Spur zu sein, die uns womöglich in diese neue Sequenz führen. Wie und in welchen Formen ist eine neue Politik vom Standpunkt der Leute und in Distanz zum Staat denkbar?weiterlesen