Mit der hier vorgelegten Studie unternimmt Bodo Morawe den Versuch, die in der Metropole Paris, der Hauptstadt des 19. Jahrhunderts, entstandenen Texte und Paratexte von Heinrich Heine erstmals als ein einheitliches Pariser Werk, ein sprachliches Kunstwerk sui generis zu lesen.
Für dieses Kunstwerk gilt, dass es über eine eigene Poetik, die Poetik eines ‚work in progress‘, verfügt, einer besonderen Programmatik, dem ‚programme républicain‘ der radikalen Pariser Linken, verpflichtet ist und zu seiner Deutung einer genuinen Hermeneutik bedarf, die im Sinne der Dialektik von Verfolgung und Schreibkunst den zu Zeiten der Restauration eklatanten Schwierigkeiten beim Schreiben der Wahrheit Rechnung trägt.
Im Mittelpunkt der zweibändigen Untersuchung steht programmatisch der Citoyen Heine. Morawe geht davon aus, dass man dem Pariser Werk nur dann gerecht werden kann, wenn man es, was bisher praktisch nie geschehen ist, in seinem französischen Kontext liest, dem es seinen historischen Rang, seine politische Brisanz und seine theoretische Virulenz verdankt.
Der Pariser Heine hat die Probleme seiner Zeit, die entfesselte Geldherrschaft einer schamlosen Machtelite, den tiefen sozialen Bruch zwischen den Besitzenden und den Besitzlosen sowie das Phänomen der rasanten Beschleunigung der technisch-ökonomischen Prozesse, bereits im Zeichen der Globalisierung gesehen. Sein republikanischer Angriffswitz, seine bedingungslose Parteinahme für die Verfolgten und sein Gedanke einer Weltgesellschaft der Freien und Gleichen sind brisanter denn je.weiterlesen