Crimmitschauer Villen erzählen Geschichte
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Mit dem vorliegenden Band „Crimmitschauer Villen erzählen Geschichte“ in der Reihe INDUSTRIEarchäologie wird der Blick nicht nur auf die Stadt Crimmitschau und ihre Villen gerichtet, sondern neben den ökonomischen auch auf die sozialen, kulturellen und baulichen Entwicklungen in der Stadt und der Region.
Mit der Tuchfabrik Gebr. Pfau hat der Zweckverband Sächsisches Industriemuseum in Crimmitschau einen Standort, welcher den in Sachsen seit Jahrhunderten gewachsenen Industriezweig der Textilindustrie repräsentiert. Eingebettet in die fast 800jährige Geschichte der Stadt Crimmitschau zeigt sich die Tuchfabrik als Ort der Erinnerungen, aber auch der Visionen. Die Pfausche Tuchfabrik und insbesondere ihre in situ erhaltenen Gebäude, technischen Anlagen und Maschinen sind ein herausragendes sowie in ihrem Umfang und Erhaltungszustand einzigartiges Zeugnis der Textilindustrie des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Somit ist die Tuchfabrik als eine Art Zeitkapsel erhalten.
Diese Umstände führten dazu, dass der Zweckverband Sächsisches Industriemuseum im Oktober 2011 den Antrag stellte, seinen „textilen“ Standort auf der Tentativliste des Freistaates Sachsen für das UNESCOWelterbe zu nominieren. Diese Aufnahme gelang nicht sofort. Dennoch wird dem Standort Tuchfabrik Gebr. Pfau bestätigt, dass hohes fachliches Potential vorhanden ist. Seitens der begutachtenden Jury erging die Empfehlung, eine serielle Nominierung im Zusammenwirken mit anderen bedeutsamen, insbesondere europäischen, Stätten der Textilproduktion zu prüfen. Dieser Empfehlung folgen wir.
Mit der Tuchfabrik Gebr. Pfau ist eine der wenigen noch vorhandenen Crimmitschauer Textilfabriken als technisches Denkmal erhalten geblieben. Schauen wir in das Jahr 1880, so gab es in Crimmitschau 40 Volltuchfabriken, 16 Vigognespinnereien, fünf Färbereien und zwei Baumwollzwirnereien. Schon auf der Grundlage dieser Aufzählungen wird die textile Affnität der Stadt Crimmitschau spürbar. Diese Affnität gilt es auch weiterhin im Rahmen der Industriekultur in der Stadt Crimmitschau zu erhalten.
Der Antrag zur Tentativliste umfasste nicht nur die Wirtschafts- und Baugeschichte der Tuchfabrik, sondern auch den Blick auf den Arbeitsalltag und die Arbeitskultur der Industriearbeiter(innen) in einem Crimmitschauer Textilunternehmen des ausgehenden 19. Jahrhunderts. In diesem Zusammenhang steht der Crimmitschauer Textilarbeiterstreik, der erste politisch orientierte Massenstreik im Deutschen Kaiserreich. Verbunden mit diesem Streik (22. August 1903 – 18. Januar 1904) sind Ergebnisse wie Kampf, Solidarität und Verlust. Verlust des Arbeitsplatzes, aber auch der Heimat. Themen, welche gerade an Aktualität wieder gewonnen haben.
Die Villen der Stadt Crimmitschau sind ebenfalls eine Art Zeitkapsel, allerdings mit keinerlei kontinuierlicher Entwicklung, sondern mit vielen Brüchen und Umbrüchen unter den wechselnden gesellschaftlichen Systemen.
Ausgehend von der Gründerzeit nahmen viele Crimmitschauer Unternehmen/r einen explosionsartigen Aufstieg. Ausdruck des erworbenen Wohlstandes waren auch die Villen, welche sich vor allem an den Westrand der Stadt schmiegten, hoch oben über der Pleiße, fernab vom Rauch der „100 Schornsteine".
Bei den Villen sind es nicht nur die Blicke auf den Baustil oder das Interieur, sondern die Blicke auf ihre Besitzer im Wandel der Zeiten. Mit dem Bau der Villen setzte jeder Bauherr, jeder Unternehmer ein Zeichen. Jede Villa birgt ein Familiengeheimnis, noch nicht alle sind ergründet.
Bedingt durch politische Systemwechsel hatten die Villen im Laufe der Zeit sehr unterschiedliche Funktionen. Ob Wohnhaus, Kindergärten, Sternwarte – jede Villa hat ihre eigene Geschichte und Geschichten. Diese Geschichte(n) zu erzählen ist Grundlage für diesen vorliegenden Band.
„Crimmitschauer Villen erzählen Geschichte“ verkörpern in sich Tradition und Vision. Dies im übertragenen Sinne, reiht sich der vorliegende Band hervorragend als Publikation zu den Feierlichkeiten „600 Jahre Stadtrecht“ der Großen Kreisstadt Crimmitschau ein. Zum einen stehen die Villen in der Reihe der textilen Tradition der Stadt. Zum anderen öffnen sie den Blick für Visionen der einstigen stolzen Crimmitschauer Textilindustrie. Dieser Blick geht in Richtung der Stärkung und des Ausbaus der Tuchfabrik Gebr. Pfau, von einem technischen Denkmal mit musealem Charakter zu einem attraktiven Museum als auch in Richtung der positiven Entwicklung der Stadt Crimmitschau und ihrer Unternehmen.weiterlesen
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